Dienstag, 31. August 2010

Babylonische Sprachverwirrung!

Diese biblische Geschichte kennt nun wirklich jeder: Die Menschen in Babylon wollen einen Turm bauen. Einen schönen Turm. Einen schönen großen Turm. Er soll sogar bis in den Himmel reichen. Doch sie hatten ihre Rechnung ohne Gott gemacht. Ihm wurde das überhebliche Bauvorhaben nämlich zu bunt. Er gab allen Bauleuten einfach unterschiedliche Sprachen. Eine Verständigung war nicht mehr möglich. Und damit auch kein Turmbau...
Seitdem sprechen die Menschen auf dieser Erde unterschiedliche Sprachen. Das ist zwar durchaus ein kultureller Reichtum, doch für die Verständigung in einem fremden Land ist das ziemlich kompliziert. Vor allem, wenn auch noch zwei Sprachen gesprochen werden. Und genau diese Crux trifft nun den gemeinen Studienjahrler in Jerusalem.
Gestern und heute hatte ich meine ersten Stunden in Ivrith und Arabisch! Zwar bin ich nun nicht der Sprachunbegabteste, aber das kann noch heiter werden. Und vor meiner Arabisch-Lehrerin habe ich etwas Angst... Im Prinzip ist sie eine arabische "Mama Miracoli". Also, Zuckerbrot und Peitsche sind angesagt.
Ansonsten hat eigentlich der Studienalltag Einzug genommen. Gebetszeiten und Vorlesungen wechseln sich ab und der Tag vergeht wie im Flug. Deshalb war heute auch der erste Tag, an dem der Fotoapparat mal Pause hatte. Trotzdem möchte ich euch natürlich auch heute nicht ohne Bild in die kalte deutsche Nacht entlassen (übrigens ist es jetzt auch in Jerusalem nachts kühler;-). Deshalb habe ich ein Bild ausgesucht, dass etwas mit unserer Geschichte über den Turmbau zu Babel zu tun hat. Zeigt es doch, dass menschliche Bauwerke nicht für die Ewigkeit sind und Narben davontragen können! In diesem Sinne, viele Grüße übers Mittelmeer! Mobbi
Das Zionstor ist das Stadttor Jerusalems in direkter Nähe zur Dormitio. Hier wurden 1947/48 erbitterte Kämpfe ausgetragen. Die jordanischen Soldaten saßen auf der Stadtmauer, die Israelis auf dem gegenüberliegenden Turm der Dormitio. Wer genau hinsieht, kann noch die Einschusslöcher aus dieser Zeit erkennen.

Montag, 30. August 2010

5 Dinge,...

...an denen du erkennst, dass du in Jerusalem kein Tourist mehr bist! Ich bin nun eine Woche im Heiligen Land und schon fühle ich mich zuhause. Die wunderschöne Stadt Jerusalem und die freundlichen Kommilitonen haben das Eingewöhnen aber auch äußerst leicht gemacht. Deshalb anschließend meine Top 5, eine Hitliste, die anzeigt, was einen waschechten Jerusalemer ausmacht! Deshalb treffen die Dinge natürlich auch auf mich zu;-)! Viele Grüße und bis morgen! Mobbi

Platz 5: Anstatt die beeindruckende Altstadt anzusehen, sitzt du im klimatisierten Vorlesungsraum!
Platz 4: Der Abend auf der Dachterasse gehört zum obligatorischen Abendprogramm!
Platz 3: Du wirst in der Abteikirche von Touristen als Zuständiger für die Orgel angesprochen!
Platz 2: Du hast dich so an die Temperaturen gewöhnt, dass du 30 Grad als zu kalt empfindest!
Platz 1: Du kannst ohne die "lieblichen" Klänge aus dem Hochzeitslokal nebenan nicht mehr einschlafen!
Das "Szenelokal" Jerusalems direkt vor meinem Balkon - Sulchan David

Sonntag, 29. August 2010

Gartenparty bei Viewegers

Der heutige Sonntag hatte schon einiges zu bieten. Das Highlight war sicherlich die Gartenparty im Deutschen Archäologischen Institut bei Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Dieter Vieweger. Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Biblischen Archäologie. Deshalb war es eine große Ehre, dass wir Studenten zu seiner Gartenparty eingeladen waren.
Im Garten des Deutschen Archäologischen Instituts
Auf dem Gartenfest gab es ein pälestinensiches Bier, das angeblich nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut wird. Allerdings schmeckt es leider nicht so... bzw. der Geschmack variiert von Flasche zu Flasche;-)
Palästinensisches Bier nach dem Deutschen Reinheitsgebot
Das Deutsche Archäologische Institut liegt auf dem Ölberg. Von dort aus hat man zum Beispiel folgenden wunderbaren Blick.
Eine Agave vor der Stadt auf dem Ölberg
Wendet man allerdings Jerusalem seinen Rücken zu und blickt in die andere Richtung, bietet sich diese Aussicht:
Die Stadt geht nahtlos sofort in die Wüste Juda über. Ganz im Hintergrund die dunkle Fläche ist tatsächlich bereits das Tote Meer.
Zurück zur Dormitio sind wir schließlich vom Ölberg gelaufen und haben auf den bequemen Bus verzichtet. Dies ist doch ein sehr anstrengender Fußmarsch, da der Ölberg tatsächlich ein Berg ist und ziemlich steil ins Kidrontal abfällt, das ihn von der Stadt trennt. Auf der Stadtseite muss man schließlich den Zionsberg erklimmen, um zur Dormitio zu gelangen. Doch entschädigt wurde die anstrengende nächtliche Wanderung mit einem Ausblick, der kaum überboten werden kann:
Die Altstadt mit dem Felsendom bei Nacht
Deshalb möchte ich mit diesem Bild auch für heute schließen, wünsche euch in Deutschland eine gute neue Arbeitswoche und verbleibe mit den besten Grüßen aus Israel. Mobbi

Schabbat Schalom!

Diesen Gruß sende ich aus Israel ins weitentfernte Deutschland. Heute ist Schabbat und deshalb ruht das öffentliche Leben in Jerusalem. Ich habe mich diesem Rhythmus schon angepasst und habe heute auch meinen Ruhetag eingelegt. Am Morgen waren wir in der Großen Synagoge (wohl einer der größten Synagogen der Welt) und haben dem Kantor bei seinen Gesängen gelauscht. Er hätte tatsächlich Talent zum Startenor. Leider kann ich von der doch etwas fremden und skurrilen Feier aus der Synagoge keine Bilder bieten, da das Fotographieren am Schabbat verboten ist.
Den Nachmittag habe ich mit Wäschewaschen und Lesen verbracht, bis wir abends schließlich wieder auf die Dachterasse gestiegen sind. Deshalb gibts zum Abschluss den Mond über Jerusalem.
Abendliche Romantik über der Stadt
Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag! Joachim

Samstag, 28. August 2010

Endlich zuhause!

Guten Abend nach Deutschland. Heute kommt der erste Blog-Eintrag, bei dem der Text das Bildmaterial überwiegen wird. Dies kommt schlicht und einfach daher, dass wir nach einer Woche voller Programm heute endlich einmal zuhause geblieben sind. Nach einer kurzen studientechnischen Einführung und einer Gesangsübung zum gregorianischen Choral mit Bruder Josef hatte ich meine erste freie Zeit in Jerusalem. Naja, eigentlich war die freie Zeit schon wieder verplant, denn unser neugegründeter sogenannter "Monduntergangschor" musste für den Eröffnungsgottesdienst heute nachmittag proben: einen wunderschönen vierstimmigen Satz von "Der Mond ist aufgegangen"! Das haben wir dann auch ganz passabel hinbekommen. Auch meine uralte Schüler-Querflöte kam mal wieder zum Einsatz und hat ganz gute Dienste geleistet.
Nach dem Eröffnungsgottesdienst war schließlich noch ein großer Stehempfang mit uns Studierenden, den Dozierenden, den Mönchen und Freunden und Unterstützer des Studienjahres.
Ganz ohne Bild möchte ich euch aber auch nicht gehen lassen, deshalb habe ich heute ein Foto von einem tollen Lichteffekt in der Abteikirche geschossen. Christus als das Haupt der Kirche leuchtet zu einer bestimmten Tageszeit über der Sedile des Abtes ganz hell auf.
Christus, das Licht für die Völker
Mit diesem tollen Eindruck entlasse ich euch in die Nacht. Viele liebe Grüße nach Deutschland! Mobbi

Donnerstag, 26. August 2010

Bethlehem - Ein Blick hinter die Mauer....

Allen einen wunderschönen Abend. Der heutige Tag war sehr ereignisreich. Unsere Studiengruppe war aufgebrochen nach Bethlehem, um einen Blick hinter die Grenzmauer zu werfen. Bethlehem liegt im Palästinensergebiet und diese unsägliche Mauer kann dort besonders deutlich erlebt werden.
Am Morgen waren wir bereits in der Geburtskirche, deren berühmter Eingang nur noch 1,20m hoch ist. Man wollte damit wohl verhindern, dass die Herrscher auf ihrem Reittier in die Kirche reiten konnten. Somit muss sich bis heute jeder Mensch bücken, wenn er den Geburtsort des Messias sehen will. Welch tiefe Symbolik...;-)
Eingang der Geburtskirche
Nochmal: Bethlehem liegt in der West Bank und ist von Israel durch eine Mauer eingeschlossen. Nur einen kleinen Eindruck davon können die nachfolgenden Bilder vermitteln.
Die Mauer in Bethlehem
Graffiti auf der Mauer
Die "abgeschossene" Friedenstaube

Grenzübergang für Fußgänger
Auch wir mussten in einer anstrengenden Prozedur über die Grenze zurück nach Jerusalem. Vermittelt die Mauer zugegebenermaßen Sicherheit in Israel, so sorgt sie doch für eine Ghettoisierung der palästinensischen Gebiete, da die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt werden. Hoffen wir für die neuen Friedensprozesse, dass endlich eine Lösung für dieses Problem gefunden wird.
Vision des Friedens: Die Stadt Jerusalem mit niedergebrochener Mauer
Aber ich möchte euch daheim nicht mit solch aufreibenden Gedanken in die Nacht entlassen, deshalb auch heute wieder ein Kuriosum: nämlich arabische Noten, die von rechts nach links geschrieben werden:
aus dem Gesangsbuch arabischer Christen in Bethlehem
Notenschrift von rechts nach links
Morgen ist der erste stressfreie Tag in Jerusalem. Was dennoch in diesem verrückten Land und in dieser verrückten Stadt passiert ist, schreibe ich abends natürlich wieder auf. Bis dahin ganz viele Grüße aus der Heiligen Stadt, Mobbi

Blick vom Ölberg

Die erste Woche ist sozusagen auch geographisch auf ihrem Höhepunkt angekommen, dem Ölberg. Er erhebt sich östlich der Altstadt Jerusalems und auf ihm befindet sich unter anderem die evangelische Auguste-Victoria-Kirche, die unter Schirmherrschaft Kaiser Wilhelms II. (übrigens ebenso wie "meine" Dormitio-Abtei) errichtet wurde.
Die Auguste-Victoria-Kirche

Vom Turm der Kirche hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt Jerusalem. Unter anderem kann man den Felsendom mit seiner goldenen Kuppel erkennen, ebenso die wuchtige Dormitio-Abtei in der linken Bildhälfte.
Blick auf Felsendom und Dormitio vom Turm der Auguste-Victoria-Kirche
Leider bietet sich neben diesem atemberaubenden Anblick vom Ölberg aus auch eine eher traurige Aussicht: die berühmt-berüchtigte Mauer. Sie trennt Israelis von Palästinensern ab und sorgt für Sicherheit, zumindest erweckt sie diesen Anschein. Doch durch den Mauerbau wurden sehr viele Palästinenser in ein "Freiluftgefägnis" eingesperrt, das sie nicht mehr verlassen können. Ihnen wird die Ausreise aus dem eingezäunten Gebiet nicht erlaubt.
Die Mauer mit Zions-Graffiti
Doch lassen wir die Politik und kehren zurück zu erfreulicheren Dingen. Auch auf dem Ölberg hat das Deutsche Archäologische Institut seinen Sitz. Es wird von dem sympathischen Prof. Dr. Vieweger geleitet. Er beweist eindrucksvoll, dass die Archäologie keineswegs staubtrocken sein muss. Deshalb abschließend anbei die besten und kuriosesten Funde...
ein eisenzeitlicher Bierkrug
ein bronzezeitliches Opiumgefäß
eine Handgranate der Kreuzfahrer
Soviel für heute! Morgen gibts nen Bericht aus Bethlehem! Bis dahin, eine gute Nacht! Joachim

Dienstag, 24. August 2010

Die Altstadt Jerusalems

Seid mir gegrüßt! Heute waren wir auf eigene Faust zu einer ersten Orientierungsrunde in der gesamten Altstadt kreuz und quer von vorne nach hinten und in den letzten Ecken unterwegs. Deshalb gibts heute sehr viele Bilder, aber nur wenig Text! Und los gehts...
Der Felsendom
Die Kuppeln der Grabeskirche
Eingang der Grabeskirche
Felsendom mit Klagemauer im Vordergrund
Die drei Kuppeln der Stadt: links der goldene Felsendom (muslimisch), in der Mitte (etwas nach rechts versetzt) ganz im Hintergrund die weiße Hurva-Synagoge (jüdisch) und rechts die dunkle Grabeskirche (christlich)
Das Damaskustor - ein Stadttor Jerusalems
im Suq
Straßenschild der Via dolorosa - Der Kreuzweg
Costa exportiert sein leckeres Essen bis nach Jerusalem;-)
Anfügen möchte ich heute noch ein Bild aus meinem Zimmer, damit man sich auch davon eine kleine Vorstellung machen kann.
von links nach recht: Bett, Sitzgelegenheit, Balkontür, Schreibtisch;-)
Wer mehr sehen möchte, der muss mich besuchen kommen! Damit eine gute Nacht auch nach Deutschland! Mobbi

Montag, 23. August 2010

Mein neues Zuhause und meine neue Nachbarschaft!

Heute startete nun ganz offiziell das 37. Studienjahr im Beit Josef hier in Jerusalem und der erste Tag war zunächst von der Orientierung im nähsten Umfeld des Studienortes geprägt. Die 22 Studierenden sind untergebracht im Beit Josef, wo sich neben den Apartments auch der Vorlesungsraum und der Essensaal befindet.
Das Studienhaus Beit Josef
Das Studienhaus steht auf dem Gelände der Abbatia Domitionis B. M. V. (für alle Nichtlateiner: einer Benediktiner-Abtei, die dem Gedächtnis der Entschlafung der seligen Jungfrau Maria geweiht ist). In nächster Nähe befinden sich deshalb auch die Abteikirche und der Klostergebäudekomplex.
Abteikirche
Glockenturm der Abtei
Garten der Dormitio
Ebenfalls auf dem Zionsberg wird die Tradition um das Grab des Königs David und den Abendmahlssaal lokalisiert.
Unsere Studiengruppe vor König David (direkt neben König David: Sr. Margareta Gruber, die Studienjahrsleiterin)

Und im Umfeld diesen geschichtsträchtigen Ortes darf ich die nächsten acht Monate studieren, aber auch meine Freizeit verbringen. Deshalb mache ich mich jetzt wieder auf den Weg hoch auf die Dachterasse. Morgen folgt an dieser Stelle ein Bericht über die Altstadt Jerusalems... Bis dahin, viele Grüße in die Heimat! Joachim

Schon stehe ich in deinen Toren, Jerusalem!

Es ist nun also soweit: Mit einem etwas abgewandelten Zitat aus dem 122. Psalm eröffne ich hiermit feierlich meinen Blog über meinen achtmonatigen Studienaufenthalt in Jerusalem. Während dieser ganzen Zeit möchte ich natürlich auch die in der Heimat Verbliebenen über die Erlebnisse hier im Heiligen Land unterrichten. Deshalb werde ich versuchen, regelmäßig durch möglichst viele Bilder und möglichst wenige Worte einen kleinen Eindruck aus Israel durch die unendlichen Weiten des Internet nach Hause zu schicken! Wer einen großen Eindruck bekommen will, der ist herzlich eingeladen, mich zu besuchen!
Landeanflug vom Mittelmeer kommend über Tel Aviv
Heute morgen saß ich noch im Flieger aus München und mittlerweile ist meine kleine, aber geräumige Bude im Studienhaus bezogen. Danke nochmals für die tollen Abschiedsgeschenke. Als ich heute früh in München mein Handgepäck wegen der Mordwaffe "Locher" (Danke Benni!) öffnen musste, hat der Security-Mensch sich halb totgelacht über die Bilder auf der Tasche. Der war wirklich hellauf begeistert von den Abbildungen dieser verrückten Truppe.
Apropos Bilder: Die Bilder vom Haus selbst und seiner näheren Umgebung werde ich morgen nachreichen. Für heute muss erstmal der Ausblick von der berühmt berüchtigten Dachterasse reichen. 
Ganz im hellen Vordergrund sieht man das beliebte Hochzeitslokal "Sulchan David". Bereits heute - am ersten Abend - war dort bis Mitternacht orientalische Partymusik zu hören... Ganz im dunklen Hintergrund läge dann Bethlehem...

Ab morgen startet schließlich die eigentliche Berichterstattung über den Studienalltag in Israel. Bis dahin schicke ich viele Grüße aus der Heiligen Stadt! Mobbi