Dienstag, 30. November 2010

Tag 9 - Steine und Wasser

Wenn man so den lieben langen Tag im Norden Israels unterwegs ist, dann begegnen einem manchmal krasse Gegensätze. Manche archäologischen Fundstätten sind staubtrocken - vielleicht auch in einem übertragenen Sinn -, andere wiederum liegen versteckt in grünen Oasen und an sprudelnden Quellen. Auf unserer Rundreise durch Galiläa haben wir die ganze Vielfalt dieses Landstriches entdecken dürfen. Am neunten Tag der Exkursion waren wir unter anderem in Hazor auf den Tell gestiegen.
unter dem modernen Dach werden die Lehmziegel eines Palastes oder Tempels geschützt
in Hazor und noch viel häufiger an anderen Fundorten kann man antike Ölpressen bewundern
aber noch viel eindrucksvoller ist die große Wasserversorgungsanlage bzw. überdimensionierte Zisterne in Hazor
Mitten im dichtgewachsenen Grün und über einer heute noch sprudelnden Quelle liegt Tel Dan. Auch dort kann man noch zahlreiche Überreste einer einst blühenden Siedlung erkennen.
die paradiesische Landschaft um Tel Dan
doch das Wasser dieser Quelle war leider auch Grund für kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Israel und Syrien
in Dan findet sich auch diese "anschauliche" Nachbildung eines Opferaltars
doch das Highlight ist dieses Lehmziegeltor, das sich bis in unsere Tage hervorragend erhalten hat
Mit diesen Eindrücken von Steinen und vom Wasser entlasse ich euch in die kühle deutsche Nacht. Der letzte Monat des Jahres wird morgen anbrechen. Lasst euch zum Jahresende hin nicht allzu sehr stressen! Viele Grüße, Joachim!

Montag, 29. November 2010

Tag 8 - Angelus Domini nuntiavit Mariae

Heute geht es nach dem kurzen Adventsintermezzo weiter mit der ausführlichen Berichterstattung über unsere große Galiläarundreise. Passend zum Advent waren wir am achten Tag der Exkursion in Nazaret. Was es dort alles zu sehen gibt, will ich euch durch ein paar Bilder veranschaulichen:
in Nazaret gibt es eine Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu, die von Charles de Foucauld (im Bild) gegründet wurde; dort durften wir zu Gast sein und uns vor der Hektik des Pilgerbetriebs etwas entspannen
erwähnter Pilgerbetrieb findet hier statt: die Verkündigungsbasilika; hier soll der Engel des Herrn, Gabriel mit Namen, Maria die Geburt eines Sohnes angekündigt haben, eines Sohnes, der es noch zu viel bringen sollte;-) (auch beachte man das Schild einiger "toleranter" Muslime im linken Vordergrund des Bildes;-)
die monumentale Front der Basilika zitiert aus dem Angelus
Überall in der Verkündigungsbasilika hängen Mariendarstellungen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen dieser Erde. Meine Top 3 finden sich nachfolgend:
Japan (echte Muschelperlen wurden dafür verarbeitet)
Korea
Thailand
Überhaupt ist die Basilika trotz ihres gewöhnungsbedürftigen Baustils sehr bilderreich ausgestattet. Vor allem die Beschläge der Türen sind kunstvoll verziert.
Darstellung des Festgeheimnisses, das schon bald wieder gefeiert wird
Natürlich gibt es komplementär zur lateinischen Tradition der Verkündigungsbasilika ein orthodoxes Pendant. Im Gegensatz zur Basilika ist diese Kirche aber eher klein und schlicht. Dafür aber ebenso beeindruckend.
die Verkündigungsszene
Zurück in der Verkündigungsbasilika hatten wir doch tatsächlich das Glück, punkt 12 Uhr zum Angelusläuten in die Grotte hinabsteigen zu können, direkt an den Ort, an dem der Engel Maria die Botschaft überbracht haben soll. Und an Ort und Stelle konnten wir dann den "Engel des Herrn" beten.
Mariens Haus
Das Wort ist hier Fleisch geworden!
Aber es gibt auch noch andere Sachen in Nazaret zu entdecken:
der kleine Junge hilft seinem Vater in einer Schreinerei in Nazaret, wie vor 2000 Jahren;-)
schmelzen in der glühenden Novembersonne vor sich hin: Weihnachtsmänner (echte Nikoläuse sind eh viel schöner!;-)
Gegen Abend dieses ereignisreichen Tages in Nazaret sind wie schließlich noch auf den Tabor gefahren. Auf diesem Berg soll die Verklärung Jesu Christi stattgefunden haben. Er erscheint seinen Jüngern neben Mose und Elias im strahlend weißen Gewand, von göttlicher Herrlichkeit geziert.
auf dem Tabor
die Front der Verklärungskirche
Mit diesen zahlreichen Eindrücken aus Nazaret und Umgebung wünsche ich euch noch einen schönen Montagabend und sende viele warme Grüße über das Mittelmeer ins verschneite Deutschland! Joachim

Sonntag, 28. November 2010

Begegnung mit dem Bundespräsidenten

"Tempus fugit!", das wusste schon Vergil. Und dennoch sind wir gut 2000 Jahre später immer noch überrascht, wie schnell doch die Zeit vergeht. Ich kann es kaum glauben, dass wir heute schon den ersten Advent gefeiert haben. Ich kann mich noch an meinen ersten Tag hier in der Heiligen Stadt erinnern, als wäre es gestern gewesen. Mittlerweile ist sie mir zu einer zweiten Heimat geworden. Doch kaum noch vier Wochen und schon ist die Hälfte meiner Zeit in Israel vorüber. Nicht zuletzt deshalb stellt die Advents- und Weihnachtszeit einen Höhepunkt im Studienjahr dar. Über den dazugehörigen Glühwein und Adventskranz habe ich ja schon berichtet...
Heute aber kann ich ein ganz besonderes Schmankerl bieten. Den ersten Advent und damit den Beginn des neuen Kirchenjahres durften wir dieses Jahr gemeinsam mit Bundespräsident Christian Wulff feiern. Im Rahmen seines Besuchs in Israel schaute er auch in der Dormitio vorbei. Dabei ließ er sich sogar Zeit für ein Gruppenfoto mit uns. Dieses, weitere Bilder und einen kurzen Bericht findet ihr unter folgendem Link: Bericht und Bilder (hier klicken!)
In diesem Sinne wünsche ich euch eine entschleunigte Adventszeit und einen guten Start in die neue Arbeitswoche. Ab morgen geht die Berichterstattung über die Galiläaexkursion weiter... Bis dahin, viele Grüße, Joachim!

Ein kurzer Zwischenruf zum 1. Advent

Heute Abend unterbreche ich die Berichterstattung aus Galiläa, um auch hier auf dem Blog die Adventszeit einzuleiten. Wir waren heute bei winterlich warmen 25 Grad auf dem Weihnachtsmarkt und haben uns bei strahlendem Sonnenschein einen Glühwein gegönnt. Ich hoffe, auch ihr in Deutschland habt schon euren ersten Glühwein getrunken und den ersten Lebkuchen gegessen.
Des Weiteren habe ich mein Zimmer nun auch etwas adventlich dekoriert und einen Adventskranz angeschafft. Den Kranz im stolzen Grün könnt ihr nachfolgend bewundern:
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt...
Damit wünsche ich euch eine gesegnete Adventszeit und sende viele Grüße nach Deutschland aus dem Land, in dem Gott Mensch wurde! Joachim

Samstag, 27. November 2010

Tag 7 - Wie Urlaub, nur noch besser!

Nach dem großen Trubel am Brotvermehrungsfest durften wir am Sonntag danach einen freien Tag im wunderschönen Tabgha verbringen. Wo und wie wir dort untergebracht waren, die wunderschöne Landschaft um den See und auch die Kirche mit dem Ort, an dem der Tradition nach das Wunder der Brotvermehrung stattfand, möchte ich euch nachfolgend zeigen:
die Brotvermehrungskirche in Tabgha
unter dem Altar liegt der Stein, auf dem Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen eine Horde von Menschen gesättigt hat; das berühmte Fußbodenmosaik davor erinnert an dieses Wunder
Tabgha ist ein sehr wasserreicher Ort und so durften wir vor unserer Unterbringung im Pool planschen... manchmal wurde man auch unfreiwillig nass;-)
der Name Tabgha ist wohl eine Kurzform des griechischen Heptapegon
dieser Name bezieht sich auf die sieben Quellen die dort entspringen
überall fließt Wasser
die Quellflüße münden schließlich in den See Genesareth, und dort am Ufer gelegen befindet sich auch Dalmanutha
an diesem ebenfalls biblischen Ort tummeln sich auch biblische Tiere: der Klippdachs (Ps 104,18)
ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen
Ich hoffe, euch diesen wunderschönen Ort etwas näher gebracht zu haben, und wünsche euch mit diesen Bildern aus dem immer noch warmen Israel ein genauso wunderschönes erstes Adventswochenende! Viele Grüße, Joachim

Freitag, 26. November 2010

Tag 6 - Brotvermehrungsfest 2.0

Vom Brotvermehrungsfest in Tabgha habe ich euch bereits am Tag der Feierlichkeiten selbst berichtet. Wer sich daran schändlicherweise nicht mehr erinnern kann, sollte hier nochmal den entsprechenden Blogeintrag nachlesen: 5 Brote und 2 Fische (hier klicken!)
Des Weiteren habe ich für euche heute einen Link zu einer Videoberichterstattung über das Brotvermehrungsfest dabei. Dank Web 2.0 ist dies möglich und ihr könnt euch noch mehr über Tabgha und seine Lokaltradition informieren, weitere Mönche aus dem Kloster kennenlernen und dem Weihbischof aus Nazaret, den ich auch schon im vorigen Blogeintrag erwähnt hatte, begegnen:
Damit wünsche ich euch eine gute Nacht und schicke viele Grüße über das Mittelmeer nach Deutschland, das sich bestimmt schon wie Jerusalem selbst auf das nächste große Fest vorbereitet. Noch einen Monat...;-) Mobbi

Mittwoch, 24. November 2010

Tag 5 - Mythos auf Mosaik

Am fünften Tag unserer Tour durch den Norden des Landes besuchten wird Sepphoris. In dieser äußerst bedeutenden Stadt, zumindest im 1. Jh., kann man heute noch zahlreiche, sehr gut erhaltene Bodenmosaike aus ihrer Blütezeit bewundern. Häufig werden Gestalten und Geschichten aus den hellenistischen Mythen aufgegriffen und bildlich dargestellt.
Orpheus singt so schön, dass sogar die Tiere ihm lauschen
halb Mensch, halb Pferd: ein Zentaur
diese rabiaten Weibsbilder haben sich sogar eine Brust amputiert, damit sie besser mit Pfeil und Bogen kämpfen können:         die Amazonen
Mit diesem kurzen Ausflug in die griechische Mythologie übersende ich auch viele Grüße aus Jerusalem nach Deutschland! Bis morgen, Joachim

Dienstag, 23. November 2010

Tag 4 - Synagogen, Mikwen, Ruinen

Auf unserer Galiläaexkursion waren immer wieder dieselben antiken Bauten in den archäologischen Ausgrabungen zu finden. Für die jüdische Kultur sind dies typischerweise Synagogen und Mikwen. Mikwen sind Ritualbäder, in denen sich ein gläubiger Jude vor seinem Gebet wusch und bis heute wäscht. Zu diesen typisch jüdischen Funden kommen noch zahlreiche aus der hellenistischen oder römischen Kultur hinzu.
die Synagoge von Korazim
die Mikwe in Gamla
die Spuren der Römer in Gamla: als die Römer Gamla eroberten, hinterließen sie diese Bresche in der Stadtmauer
Gamla hat seinen Namen ("die Kamelige") von der Form des Bergrückens, auf dem die Stadt lag
Des Weiteren kann ich berichten, dass hier bei uns zur Zeit eine Epidemie kreist. Der Magen-Darm-Virus hat bei der Hälfte der Studenten kräftig zugeschlagen. Bisher bin ich verschont geblieben! Hoffen wir, dass das auch so bleibt: inschallah! Damit viele Grüße ins verschneite Deutschland, Mobbi

Montag, 22. November 2010

Tag 3 - Wasser und Erde

Um das geht es hier in Israel sehr oft: um Wasser und um Erde, um ausreichend Trinkwasser und Landbesitz. Und gerade im Norden des Landes kann man dies erfahren. Dort hält der Staat Israel seit mehreren Jahren von der Staatengemeinschaft nicht anerkannt Land besetzt und gewinnt damit auch den Zugang zu den Jordanquellen. Wie es dort aussieht und was Wasser mit der Erde alles treiben kann, ist auf den nachfolgenden Bildern zu sehen:
bei Banias entspringt eine der Jordanquellen
der junge Fluss schlängelt sich dort durch wildromantische Landschaft
kaum fließt ein Tropfen Wasser über das ausgetrockenete Land, schon grünt es
dann wachsen auch soll bizarren und mächtigen Kakteen
außerdem ist dann auch Viehzucht möglich; diese Region war schon in der Bibel für ihre Rinder bekannt
Der Kampf ums Land und um das Wasser bestimmt die Geschichte Israels seit jeher und wird sie wohl auch in Zukunft weiter bestimmen. Schon die Kreuzfahrer versuchten das Gelobte Land den Ungläubigen zu entreißen und dem Christentum zurückzugeben.
die Kreuzfahrerfestung Nimrod, naja nach neuerem Forschungsstand nur noch vielleicht
die israelische Festung auf dem Har Bental, ehemaliger Kriegsschauplatz zwischen Israel und Syrien; heute touristisch geschmackvoll (???) aufgearbeitet
Mit diesen Eindrücken wünsche ich euch eine gute Nacht! Ich melde mich morgen wieder, Joachim!

Sonntag, 21. November 2010

Tag 2 - The town of Jesus

Am zweiten Tag unserer großen Galiläaexkursion lag ein besonderer Schwerpunkt auf den Ausgrabungen des neutestamentlichen Kapharnaums. In großen weißen Lettern auf tiefblauem Grund preist sich diese Stadt, Jesu eigenster Wohnort gewesen zu sein.
das Türschild der Familie Jesu;-)
Unter anderem wird in Kapharnaum das Haus des Petrus verehrt. Ein unübersichtliches Gemäuer, durch zahlreiche frühe Inschriften als petrinische Wohnung identifiziert. Heute befindet sich darüber die Kirche zum Heiligen UFO!
dieser Bau ist wirklich Geschmackssache; er schwebt praktisch direkt über dem Haus Petri und entspricht den strengen israelischen Bauvorgaben; in der Mitte des Baus befindet sich im Boden eine Glasscheibe, die auf die Überreste des Hauses Petri durchblicken lässt
von diesem Ufer aus ging Petrus damals seinem Beruf als Fischer nach, dann auch seiner Berufung zum Menschenfischer
Neben Kapharnaum standen mit Kursi und Hippos noch zwei weitere Highlights auf dem Tagesprogramm. Doch möchte ich euch nicht mit Fotos von Ruinen langweilen, sondern mit folgenden drei Bildern den heutigen Blogeintrag schließen:
Galiläa und vor allem die Golanhöhen im Norden sind eben Grenzgebiet zwischen Israel, dem Libanon und Syrien; ab und zu kann es da vorkommen, dass noch Überbleibsel aus alten Auseinandersetzungen in der Gegend herumliegen
viel schöner und erfreulicher als diese Kriegsrelikte sind die Sonnenuntergänge, die sich in Galiläa bieten
und der Blick auf den See Genesareth ist einfach atemberaubend
Damit wünsche ich euch einen guten Start in die neue Arbeitswoche und große Vorfreude auf den Schnee, der diese Woche für Deutschland angesagt ist. Bei uns hat es immer noch an die 30 Grad...;-) Viele Grüße aus Jerusalem, Joachim!