Montag, 27. September 2010

Startklar!

Die Haare sind ab! Die Rucksäcke sind gepackt! Der Reisesegen ist gesprochen! Es kann also losgehen nach Jordanien...
Deswegen legt der Blog nun erstmal eine kleine Pause ein. Ab dem 07. Oktober werde ich euch dann von meinen Erlebnissen in der Wüste berichten können... vorausgesetzt, ich komme wieder heil zuhause an!;-)
Bis dahin wünsche ich euch eine gute Woche und sende viele Grüße nach Deutschland, Joachim!
die Rucksäcke sind gepackt

Sonntag, 26. September 2010

Rasura monastica

Am Dienstag geht es in die Jordanische Wüste. Dort heißt es dann, zehn Tage ohne Dusche und Toilette auskommen. Und weil zehn Tage ohne Dusche auch bedeutet, dass die Haare nicht gewaschen werden können, hieß es bereits heute: Haare ab!
Bruder Josef lud in seinen Friseursalon und rasierte kurzerhand den Jungs ihr stolzes Haupthaar ab. Darunter kam der glänzende Schädel zum Vorschein. Dem Theologen fällt dabei nur ein Bibelspruch ein, er steht im Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 53, Vers 7: "Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf."
Mit großer Überwindungskraft habe auch ich mich auf den Friseurstuhl gesetzt und die Prozedur war schneller und schmerzloser vorbei als gedacht. Die nachfolgende Bilderserie soll euch einen kleinen Eindruck davon verleihen.
vorher: noch gelassen
erste Vorbereitungen werden getroffen: die Spannung steigt
es gibt kein Zurück mehr
Du hast die Haare schön!
Einmal Spitzen schneiden, bitte!
es nimmt langsam Gestalt an
gleichmäßig von allen Seiten
und auch oben ab damit
in den letzten Zügen
Feinschliff
letzte Korrekturen
Es ist vollbracht!
Karl und ich als Rightsaidfred-Double
Mein neuer Spitzname lautet ab heute Buddha! Deshalb: Gute Nacht und einen guten Wochenstart! Euer Buddha!

Ein geruhsames Wochenende!

Die Anspannung und Aufregung steigt im Beit Josef. So langsam bereitet sich alles auf die anstehende Jordanienexkursion vor. Deshalb werden an diesem Wochenende vor allem die Kräfte gespart, die Akkus nochmal aufgeladen und alles gemächlich angegangen.
Ich hoffe, auch ihr in Deutschland könnt euer Wochenende genießen. Für den morgigen Sonntag hätte ich schonmal einen Vorschlag zum Zeitvertreib. Vor einiger Zeit hatte ich einen Link gepostet, der zur ZDF-Mediathek weiterleitete. Dort gab es einen Bericht mit Nina Ruge ganz explizit über "unsere" Dormitio. Mittlerweile habe ich noch ein anderes kurzes Video gefunden, das sich zum einen mit dem Abendmahlssaal in meiner nächsten Nachbarschaft beschäftigt und zum anderen aus Tabgha am See Genezareth berichtet. Tabgha ist ein Priorat "unseres" Benediktinerklosters in Jerusalem. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mal reinschauen: Bericht über den Abendmahlssaal (hier klicken!)
Auch wenn ich den Bericht recht gut und anschaulich zusammengefasst finde, muss ich doch eine kleine Korrektur anbringen. Im Abendmahlssaal verweist Nina Ruge auf ein Säulenkapitell, das angeblich einen Phönix darstellen soll. Doch ist diese Deutung meiner Meinung nach nicht richtig. Es handelt sich vielmehr um einen Pelikan. Der Pelikan ist ein altes Symbol für Christus, der sein Blut für die Sünden der Menschen vergießt. Der Pelikan verwundet sich mit seinem Schnabel selbst, um seine Kinder mit seinem Blut zu füttern. Deshalb wurde er zum Sinnbild für Christus.
Säulenkapitell mit Pelikanen
Ich wünsche euch viel Spaß bei dem kurzen Video und einen gesegneten Sonntag! Viele Grüße aus der Heiligen Stadt! Joachim

Samstag, 25. September 2010

Jordanien naht!

Die Vorbereitungen für Jordanien laufen auf Hochtouren. Dieses Wochenende müssen die letzten Einkäufe für die 10tätige Wüstentour erledigt werden. Wanderrucksack, Trinksystem, Sonnschutz und Trekkingsandalen... Alles muss auch noch wasserfest sein, denn zwei Tage werden wir in einem Flussbett wandern, das zur Abwechslung mal nicht ausgetrocknet ist.
in Jerusalem ist ein Ausschnitt nur in Kopie zu sehen, in Jordanien werden wir sie ganz im Original betrachten können: die Karte von Madaba - hier der Ausschnitt aus der Mosaik-Karte, der Jerusalem zeigt (kurze Legende: links ist das Damaskustor; durch die Stadt verläuft der Cardo Maximus; am Cardo liegt in der Mitte die Grabeskirche; für alle, die mich im Dezember besuchen kommen: das Österreichisches Hospiz liegt heute ungefähr dort, wo links unterhalb des Damaskustores die beiden Straßen zusammentreffen)
Unterdessen stehen auch die ersten Prüfungen ins Haus und so manche schriftliche Arbeit muss noch verfasst werden. Es wird also ein arbeitsintensives Wochenende. Ich hoffe, in Deutschland gestaltet sich euer Wochenende etwas stressfreier! Ich wünsche euch eine gute Nacht! Joachim

Donnerstag, 23. September 2010

Sukkot

Am Dienstag hatte ich eigentlich versprochen, für Mittwoch sehr gute Nachrichten berichten zu können. Doch leider war der gestrige Tag von den Ausschreitungen in Silwan bestimmt. Mittlerweile ist die Stadt aber wieder ruhiger und die Schüsse haben aufgehört. Deshalb möchte ich heute Abend einen Bericht über unsere Feierlichkeiten gestern auf der Dachterrasse nachreichen. Denn die Juden feiern schon wieder. Nach Neujahr und dem Versöhnungstag wird nun das sogenannte Laubhüttenfest (Sukkot) begangen. Dafür errichtet man eine Sukka, eine Hütte oder - besser gesagt - einen Bretterverschlag, der mit Palmzweigen bedeckt wird. Das ganze Leben soll sich dann in dieser Hütte abspielen: Essen, Arbeiten, Schlafen. Gestern haben wir mit dem Essen angefangen. Vor den Feierlichkeiten musste die Sukka aber erstmal auf der Dachterrasse erbaut werden.
das Grundgerüst, der Rohbau
das Richtfest
Man beachte besonders, dass unsere Sukka natürlich von technisch äußerst begabten Theologiestudenten errichtet wurde. Deshalb genügt sie auch allen statischen Anforderungen.
Die Sukka erinnert an die 40jährige Wüstenwanderung des Volkes Israel unter der Führung Mose nach dem Auszug aus Ägypten. Dort lebte das Volk Israel auch in solchen Verschlägen. Theologisch symbolisiert eine solche Bruchbude, die Endlichkeit des Menschen und seine Angewiesenheit auf Gott. Eine von Studenten und "Gymmiboys" errichtete Sukka symbolisiert diese Angewiesenheit besonders stark.
die fertige Sukka
die Laubhütte auf der Dachterrasse hält auch dem Wind stand
geschmackvolle Inneneinrichtung
unter dem Sternenhimmel schlafen (voraussichtlich morgen Abend)
Ich wünsche euch einen schönen letzten Arbeitstag in Deutschland und einen guten Start ins Wochenende! Joachim

Mittwoch, 22. September 2010

Erbittet für Jerusalem Frieden! (Ps 122,6)

Dieser Blogeintrag versteht sich als außerordentliche Eilmeldung. Zum einen aus erfreulichen, zum anderen aus sehr traurigen Gründen.
Zunächst die gute Nachricht. Heute Morgen hat es tatsächlich zum ersten Mal in Jerusalem diesen Herbst geregnet. Wasser ist in Israel ein unglaublich wichtiges Gut, aber aufgrund seiner Knappheit oft auch Grund für Auseinandersetzungen. Mit dem Regen kann deshalb auch Frieden verbunden werden. Wasser in Fülle garantiert Leben, Leben in Frieden!
Doch mit dem Regen sind auch dunkle Wolken über Jerusalem aufgezogen. In einem östlichen Stadtteil, einem arabischen Dorf namens Silwan, eskaliert seit gestern Nacht die Situation zwischen Israelis und Palästinensern. Ein junger arabischer Mann wurde von einem israelischen Sicherheitsdienstler erschossen. Deshalb protestieren nun viele Silwaner gewalttätig und ziehen als Steinewerfer durch die Straßen. Wohl auch im Bereich der Klagemauer und des Tempelberges soll es zu Unruhen gekommen sein. Es gab einige Verletzte.
Silwan liegt in Sichtweite meines Zimmers. Ich kann Gebrüll und Geknalle hören, vielleicht Schüsse. Über meinem Kopf kreisen israelische Helikopter. Es riecht nach Feuer...
das Dorf Silwan, ein östlicher Stadtteil Jerusalems am Ausläufer des Ölberges
Aber macht euch keine Sorgen um mich. Ich bin in meinem trauten Heim Beit Josef gut aufgehoben. Ich wollte euch nur informieren, falls heute Abend auch in den deutschen Nachrichten etwas darüber berichtet wird.
Nur eine Bitte hätte ich noch, die schon im 122. Psalm aufgeschrieben steht: "Erbittet für Jerusalem Frieden!" Joachim

Yad Vashem

Seit 1965 pflegt die Bundesrepublik Deutschland sehr gute diplomatische Beziehungen mit dem Staat Israel. Diese Verbindung zu Israel und zum Volk der Juden ergibt sich aus dem deutschen Selbstverständnis heraus. "Deutschland steht in einem einzigartigen Verhältnis zu Israel. Dies ist begründet durch die Verantwortung Deutschlands für die Shoa, den systematischen Völkermord an etwa sechs Millionen Juden Europas in der Zeit des Nationalsozialismus." So ist auf den Seiten des Auswärtigen Amtes zu lesen. Die Shoa ist wohl das dunkelste Kapitel in der deutschen Täter- und in der jüdischen Opfergeschichte.
Der Staat Israel hat eine Anlage aus mehreren kombinierten Denkmälern geschaffen, die an diese Geschichte erinnern soll: Yad Vashem. Der Name des Denkmals, vielmehr der Denkmäleranlage, geht auf ein biblisches Zitat zurück: "[I]hnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter." (Jes 56,5) Yad Vashem heißt deshalb aus dem Hebräischen übersetzt "Denkmal und Name".
Nachfolgend möchte ich euch anhand von einigen Bildern die verschiedenen Denkmäler kurz vor Augen führen:
Säule des Mutes: dieses den Schornsteinen der Vernichtungslager nachempfundene Mahnmal erinnert an den jüdischen Widerstand
Gedenkstätte für den Arzt und Waisenhausleiter Janusz Korczak, der 1942 die Kinder seines Waisenhauses ins Vernichtungslager Treblinka begleitete, obwohl er sich hätte retten können
Lebensbaum für die jüdischen Partisanenkämpfer, die sich in den Wäldern versteckt hielten
Erinnerung an die in den alliierten Armeen dienenden jüdischen Soldaten und an den jüdischen Widerstand
Erinnerung an den Warschauer Gettoaufstand 1943: Juden fliehen vor den unpersönlich dargestellten (nur Helme sind im Hintergrund sichtbar) Soldaten; das Bild erinnert sehr stark an das Motiv des Auszugs aus Ägypten
Allee der Gerechten unter den Völkern: jeder Baum an dieser Allee steht für einen Nichtjuden, der unter Einsatz seines Lebens versucht hat, Juden vor der Shoa zu retten; dieser Baum steht für Oskar Schindler
da die Allee mittlerweile die ganze Anlage umläuft, die Zahl der Gerechten unter den Völkern aber immens hoch ist, werden neue Namen auf Steintafeln verewigt: hier sind unter anderem zwei prominente Namen zu finden, Hans von Dohnanyi (deutscher Widerstandkämpfer) und Josef Höffner (späterer Erzbischof und Kardinal von Köln)
Viehwagengedenkstätte: hoch über dem Tal wurde ein Viehwaggon der Deutschen Reichsbahn installiert, mit dem Juden in die Lager transportiert wurden
die Aufschrift ist noch zu erkennen
Yad Vashem besitzt einen direkten Verbindungsweg zum sogenannten Herzlberg. Dort befindet sich als Denkmal von nationaler Wichtigkeit das Herzlgrab. Theodor Herzl (1860-1904) war Begründer des modernen politischen Zionismus. Der Zionismus ist eine nichtreligiöse Bewegung, die den Staat Israel als einzigen Lebensraum des jüdischen Volkes ansieht.
Nach diesem kurzen Überblick möchte ich noch zwei Denkmäler erwähnen, die besonders eindrücklich sind. Zum einen ist das Kinderdenkmal zu erwähnen. Es ist von der Gesamtanlage her als Grabhöhle gestaltet, in der Dunkelheit spiegeln sich 5 Kerzenflammen unzählige Male wieder und symbolisieren so die 1,5 Millionen Kinder, die während der Naziherrschaft ermordet wurden. Eine Stimme liest ununterbrochen Name, Alter und Herkunftsort dieser Kinder vor.
über dem Eingang des Kinderdenkmals finden sich diese Stahlstreben: sie symbolisieren das Fundament eines (Lebens)hauses, das nie gebaut werden konnte
Dieser Ort erweckt wohl in jedem Besucher eine große Betroffenheit. Ich persönlich wurde aber von einem eher unspektakulären Denkmal betroffen gestimmt, dem sogenannten Tal der Gemeinden. Die Anlage ahmt die europäische Landkarte nach und auf Steintafeln finden sich die europäischen Orte vermerkt, in denen nach 1933 noch eine jüdische Gemeinde bestand, die mehr als 50 Mitglieder hatte.
dort findet sich unter anderem Dinkelsbühl, Ansbach, Gunzenhausen, Treuchtlingen...
...aber auch Oettingen und Nördlingen
Dieses Denkmal zeigt, welch große jüdische Präsenz auch in unseren Heimatorten herrschte. Darüberhinaus wird deutlich, wieviel Lebenskultur durch die absurde und schreckliche Naziideologie vernichtet wurde.
Yad Vashem ist ein Gedenk-Ort, der betroffen macht. Der Besucher wird mit den Ereignissen der Shoa konfrontiert, einem systematischen, gar industrialisiert perfektionierten Völkermord. Besonders als Deutscher berührt die dargestellte Geschichte, da viele Plakate, Parolen und Videomitschnitte auf deutsch ausgestellt sind. (Übrigens wird nicht jeder Deutsche an sich und vor allem nicht das jetzige Deutschland kollektiv als Täter dargestellt!) Yad Vashem ist aber auch ein Erinnerungs-Ort, der Hoffnung gibt, dass sich eine solch schreckliche Geschichte nie mehr wiederholen wird. Aber Yad Vashem ist auch ein National-Ort, der wütend macht. Die oft politische, gar ideologische Verbindung mit dem Zionismus stößt sauer auf. Der Zionismus kann die Shoa deuten als Beweis, seine These sei richtig, dass der einzig sichere und legitime Lebensraum des jüdischen Volkes der Staat Israel ist. Die Shoa wird damit als Auslöser eines neuen Exodus ins Gelobte Land gedeutet. Ob diese Deutung der kaltblütigen Ermordung von 6 Millionen Juden gerecht wird, bleibt zu fragen!
Mit diesen schweren Gedanken muss ich euch heute in díe Nacht entlassen! Morgen kann ich von erfreulicheren Themen berichten! Bis dahin! Joachim

Montag, 20. September 2010

Klosterleben

Der Alltag des gemeinen Studienjahrlers ist fest verbunden mit dem Rhythmus des Studengebets der Mönche aus der Dormitio. So beginnt der Tag um 7 Uhr 15 mit der Feier der Heiligen Messe. Um 12 Uhr rufen die Glocken zum Mittagsgebet zusammen, um 18 Uhr beten wir die Vesper und um 20 Uhr versammeln wir uns in der Krypta zur Komplet. So strukturiert sich der Tag ganz klar.
Zur weiteren Information habe ich deshalb heute kein Bild für euch, sondern einen Link zur Homepage der Abbatia Dormitionis B. M. V. (hier klicken!). Bei Interesse könnt ihr dort einiges über die Abtei nachlesen. Damit ihr aber nicht ganz ohne Bilder auskommen müsst, findet ihr dort auch eine Galerie, in der unter anderem die einzelnen Mönche auftauchen, der Besuch der Bundeskanzlerin vor einigen Jahren dokumentiert wird oder andere Eindrücke aus dem Klosterleben festgehalten wurden.
Ich hoffe, ihr seid alle gut in die neue Arbeitswoche gestartet! Viele Grüße über das Mittelmeer! Mobbi

Sonntag, 19. September 2010

Jordanien wartet!

Mittlerweile bin ich nun einen Monat in Israel. Etwa ein Achtel meines Aufenthaltes hier ist damit bereits vorbei. Unglaublich, wie schnell hier die Zeit vergeht. Auch die nächste Woche wirft schon ihre Schatten voraus. Es wird einiges Interessantes zu berichten geben: über höchst zu Tode betrübende Dinge wie die Schoah, aber auch über zum Himmel hochjauchzende Dinge wie das Sukkot-Fest. Ihr seht also, hier wird es nie langweilig. Die übernächste Woche steht dann auch schon vor der Haustür: Da heißt es dann Rucksack aufgeschnallt und für 10 Tage in die jordanische Wüste. Als Vorgeschmack dafür habe ich heute die Aussicht von meinem Balkon dabei. Am Horizont kann man das jordanische Bergland erkennen.
der Mond ist aufgegangen...
hinter der Mauer zeichnen sich die Umrisse der jordanischen Berge ab
In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Start in die neue Arbeitswoche und eine gute Nacht! Joachim

Jom Kippur oder: O'zapft is'!

Die Juden feiern heute mit Jom Kippur, dem Versöhnungstag, ihren wichtigsten Feiertag im Jahr. Der Tag ist bestimmt von Reue, Buße, Sündenbekenntnis, Umkehr und Versöhnung. Essen, Trinken, Rauchen und Körperpflege sind an diesem Tag verboten. Nachdem in den Synagogen das Schofar (ein Widderhorn bzw. die antike Version der Vuvuzela) geblasen wurde, ist das Fasten beendet und die Party kann beginnen.
Wir haben das Fasten ausgelassen und gleich mit der Party begonnen. Heute Abend waren wir in der Neustadt unterwegs und haben pünktlich zum Oktoberfestauftakt tatsächlich Paulaner Weizen entdeckt, das in Maßkrügen ausgeschenkt wird.
ein Maßkrug mitten in Jerusalem
Gleichzeitig gab es in dieser Bar auch Mojito und eine Shisha zu bestellen. Später gabs sogar noch Pistazieneis. Der Abend verlief also perfekt!;-)
Hoffe auch in Deutschland ist alles super und das Wochenende war gut! Wünsche euch allen einen gesegneten Sonntag! Joachim
Prost!

Freitag, 17. September 2010

Die Ruhe vor dem Sturm...

Jerusalem ist zu einer Geisterstadt geworden. Jerusalem liegt lahm. Jerusalem bereitet sich vor. Heute Abend hat der Jom Kippur begonnen, der Tag der Versöhnung. Es ist der wichtigste Feiertag im Judentum, Juden aus der ganzen Welt sind deswegen nach Jerusalem gekommen. Aber das öffentliche Leben ruht. Keine Autos, Taxis, Busse. Selbst der Geldautomat hält den Feiertag ein. Die Menschen fasten und gehen in sich, fragen nach ihren Sünden und sehnen sich nach Versöhnung. Was es schließlich mit Jom Kippur auf sich hat und was unser gefügeltes Wort vom Sündenbock damit zu tun hat, berichte ich euch morgen! Bis dahin wünsche ich euch einen guten Start ins Wochenende! Mobbi
die Juden beten an der Klagemauer

Vorbereitungen für Jom Kippur: einige Juden übernachten sogar an der Klagemauer

Donnerstag, 16. September 2010

Internationaler Apfelstrudel

Heute haben sich in der Dormitio Mönche und Nonnen verschiedener Klöster aus dem Heiligen Land getroffen. Und wenn diese Damen und Herren zusammenkommen, dann speisen sie auch ihrer Berufung würdig. Aber auch für uns, das Fußvolk, fällt dann ein kleines bisschen ab: Apfelstrudel, mit Vanillesoße und Schlagsahne! Einfach klasse! Und auch noch so international: Original österreichischer Apfelstrudel, gebacken von unserem arabischen Koch Mustafa, in Israel von deutschen Studenten unter italienisch anmutenden Zitronenbäumen verspeist. Mit einem Wort: Spitze!
die Dormitio
An ein solch dekadentes Studentenleben könnte man sich glatt gewöhnen. Doch leider ruft die Arbeit! Ich wünsche euch einen guten letzten Arbeitstag und viel Spaß auf dem Stadtmauerfest in Nördlingen! Joachim

Mittwoch, 15. September 2010

Wo Jerusalem seinen Anfang nahm!

Die heutige Stadtmauer Jerusalems wurde von Süleyman I. nach 1535 errichtet. Der Stadtteil, der innerhalb dieser altehrwürdigen Mauern liegt, wird (verständlicherweise) Altstadt genannt. Doch eigentlich liegt dort gar nicht die alte Stadt Jerusalem. Die eigentlich Altstadt, dort wo unter König David vor gut 3000 Jahren alles seinen Anfang nahm, liegt heute außerhalb dieser Stadtmauern. Die ersten Menschen ließen sich bei einer Quelle namens Gihon nieder und errichteten ihr Jerusalem eingekesselt von Ölberg im Osten und dem heutigen Sion im Westen. Auch David herrschte als König über diesen Bereich der Stadt. Erst die spätere geschichtliche Entwicklung ließ die Stadt gen Norden und Westen wachsen und verschob das Stadtzentrum.
Wenn man heute einen Ausflug in die sogenannte Davidsstadt unternimmt, dann bleibt einem manchmal die Luft weg vor Ehrfrucht vor der Bauleistung der Einwohner Jerusalems vor 3000 Jahren. Zwei besonders beeindruckende Bauwerke möchte ich herausgreifen:
der sogenannte "Getreppte Steinmantel"
Auf dem oberen Bild seht ihr den sogenannten "Getreppten Steinmantel". Weil die Davidsstadt ziemlich am Hang gebaut war, brauchte man für die Häuser terassierte Substruktionen, die verhinderten, dass die Gebäude ins Tal abrutschten. Und auf dieser gewaltigen Substruktion soll einmal Davids Königspalast gestanden haben. Hier mischen sich aber Archäologie und israelische Ideologie. Denn von dem großartigen davidischen Königreich, so wie die Bibel es beschreibt, wurde bisher archäologisch nur sehr wenig gefunden.
Das zweite Bauwerk ist eine besondere Attraktion. Da Wasser immer sehr wichtig für die Menschen war, ließ König Hiskija zur Wasserversorgung einen Tunnel graben, der das Wasser der vorhin schon erwähnten Gihonquelle in die Stadt leitete. In diesem Tunnel fließt immer noch Wasser und er kann in einer abenteuerlichen Idiana-Jones-Expedition durchschritten werden.
der sogenannte "Hiskija-Tunnel"
nur der Blitz der Kamera hat den eigentlichen stockdunklen Tunnel kurz erhellt - besonders an der linken Wand kann man noch Spuren von 3000 Jahre altem Meißelhandwerk erkennen
Der Hiskijatunnel endet schließlich im Schiloachteich. Doch bin ich da vorsichtig mit den Begrifflichkeiten. Teiche sind in Jerusalem eigentlich vielmehr Wasserbecken.
das Schiloachbecken
Nach diesem archäologischen Abenteuer entlasse ich euch in die deutsche Nacht! Ich wünsche euch noch eine schöne restliche Woche und melde mich in gewohnter Weise morgen wieder, nachdem es morgen Nachmittag Apfelstrudel im Garten gab;-)! Joachim

Dienstag, 14. September 2010

Feste soll man feiern, wie sie fallen!

Dieses Sprichwort trifft sicher nicht nur auf die weltlichen Feierlichkeiten im Laufe des Jahres zu, sondern auch auf die zahlreichen kirchlichen Feste, ganz besonders hier in Jerusalem. Denn hier in der Heiligen Stadt findet man zu (fast) jedem Fest einen Ort, der in hervorgehobener Weise dem gefeierten Glaubensgeheimnis gedenkt. Heute feiert die Kirche das Fest der Kreuzerhöhung. Kaiserin Helena, Mutter Konstantins, hatte doch tatsächlich und zweifelsfrei das Kreuz Christi entdeckt. Deshalb ließ ihr Sohn im Jahre 335 die Grabeskirche am Fundort bauen und einweihen. Dort wurde schließlich das Kreuz aufgestellt und verehrt. Aus diesem Grund bin ich heute in die Grabeskirche aufgebrochen und habe dort den Ort der Kreuzesauffindung besucht.
Ort der Kreuzesauffindung
Eine unscheinbare Tafel am Boden erinnert an den Ort, an dem Helena fündig wurde. Er liegt in einer Kapelle zwei Etagen tiefer als die eigentliche Grabeskirche. Deshalb kann man hier auch jenseits aller Pilgerströme zur Ruhe kommen.
Morgen steht der nächste Gedenktag an: Sieben Schmerzen Mariens. Da lohnt sich doch der Besuch der 4. Kreuzwegstation auf der Via Dolorosa (Jesus begegnet seiner Mutter) und des Stabat-Mater-Altars (Maria unter dem Kreuz) auf Golgotha, wiederum in der Grabeskirche!
Viele Grüße und feiert Feste, auch die weltlichen;-)! Joachim

Montag, 13. September 2010

Schlange und Äffchen!

Die häusliche Einrichtung im Beit Josef macht mittlerweile Fortschritte. An meiner Pinnwand hängen die vielen Abschiedskarten aus der Heimat, ein Stadtplan, der Ministranten- und Lektorenplan für die Dormitio und die wichtigsten Telefonnummern. Auf meinem Schreibtisch steht der selbstgebastelte Bildkalender und eine arabische Coca-Cola-Dose aus Bethlehem. An meiner Zimmertür hängt ein Plakat mit dem hebräischen Alphabet. Aber das wichtigste sind immer noch unsere Flur-Maskottchen: Schlange und Äffchen!
Schlange und Äffchen
Beide haben wir im sogenannten Erbe gefunden. Das sind diverse Gegenstände (Duschgel, Wattestäbchen, Zündhölzer, Handtücher, ...), die das letzte Studienjahr immer dem darauffolgenden "vererbt". Sie wurden nun offiziell zu unseren Flur-Maskottchen erhoben! Auch wenn ich zugeben muss, dass mir der Mönchskater mit dem vielsagenden Namen "Schmutzi" sehr ans Herz gewachsen ist...;-)
Damit viele Grüße nach Deutschland und bis morgen! Joachim

Sonntag, 12. September 2010

Die wöchentliche Dosis Europa!

Immer wieder sonntags, wenn der Stundenplan völlig frei ist von irgendwelchen akademischen Veranstaltungen, dann holen wir uns die wöchentliche Dosis Europa. Nachdem wir uns dem orientalischen Lebensstil in der Altstadt doch schon ganz gut angepasst haben, ist es trotzdem schön, einmal in der Woche einen Ausflug nach Europa zu unternehmen. Denn genau gegenüber der Dormitio liegt in der Neustadt die "Mamilla", eine neue Nobel-Einkaufsmeile.
Mamilla
Dort kann man auf mediterrane Art und Weise der Fußgängerzone entlangschlendern, auf einer Piazza ein Café betreten und dort guten Espresso genießen.
die vielbelebte europäisch angehauchte Fußgängerzone Jerusalems
Mein persönliches Highlight ist aber kein Kaffee-Getränk, sondern die Iced Mint Lemonade... Sie schmeckt im Prinzip wie Mojito, ist aber ohne Alkohol!;-) In der kommenden Woche sind viele Nachmittage frei... Vielleicht dauert es also nicht mal bis nächsten Sonntag, bis wir wieder zu einem Besuch in die Mamilla aufbrechen!;-) Ich wünsche euch eine gute neue Arbeitswoche! Viele Grüße aus dem "westlichen" Jerusalem! Joachim