Montag, 28. Februar 2011

Masada mal anders

Der Frühling ist zurück im Heiligen Land. Und mit dem Frühling kommen auch die Touristen wieder. Angekarrt in ihren Reisebussen haken sie auf ihrer To-See-Liste die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes innerhalb einer Woche ab. Mit auf der Liste steht meist auch Masada im Süden des Landes beim Toten Meer. Dabei wird ihnen die Hochburg des Widerstands der Sikarier gegen die Römer im ersten Jüdischen Aufstand so gezeigt:
auf diesem Kegel liegt die Festung Masada
die mittlere Etage des imposanten Terrassenpalastes des Herodes
der Blick von oben über das weite Land;-)
die Überreste des herodianischen Terrassenpalastes
ein sogenanntes Kolumbarium; die Nischen geben den Archäologen bis heute Rätsel auf: eine These möchte solche Gebäude aus Brieftaubenstationen identifizieren
die Rampe der Römer für die Erstürmung der Festung
Dass man Masada aber auch mal ganz anders betrachten kann, weil sich dort viele weitere archäologischen Überreste aus anderen wichtigen Epochen in der Geschichte des Heiligen Landes finden, möchte ich euch nachfolgend vorführen.
In byzantinischer Zeit lebten auf dem weitläufigen Gebiet der Festung christliche Mönche ihr Asketendasein mitten in der Wüste voll aus. Auch der berühmte Mönchsvater Euthymius errichtete hier eine Kapelle und lebte in einem eingestürzten Wasserbacken sein asketisches Ideal voll aus.
die byzantinische Kapelle
die Kapelle besitzt eine sogenannte syrische Apsis, d. h.: die Rundung der Apsis ist außen nicht sichtbar
in einem Nebenraum zur Kapelle findet sich dieses prachtvolle Fußbodenmosaik und die kunstvoll verputzten Wände
von einem Mönch (Euthymius???;-) ausgebauter Steinbruch
Mit diesem anderen Blick auf Masada entlasse ich euch in die frostige deutsche Nacht und wünsche eine weiterhin schöne Woche! Viele Grüße aus Jerusalem, Joachim!

Sonntag, 27. Februar 2011

Biblio-DRAMA!

Der Tag hatte so schön begonnen. Frohgemut machten wir vier tapferen Helden uns um die Mittagsstunde auf, den strahlenden Sonnenschein des Jerusalemer Frühlings auszunutzen. Unser Ziel war Ein Kerem, ein malerischer Vorort Jerusalems. Bekannt ist er dem gemeinen Jerusalemtouristen aus dem Reiseführer, der die vielen Eisdielen und guten Restaurants lobt. Beste Voraussetzungen für einen entspannten Nachmittag. Wir wollten uns dort auf die Spuren Johannes' des Täufers begeben, der nach christlicher Tradition dort geboren wurde. Vielleicht hätte uns gleich zu Beginn aufstoßen sollen, dass Johannes alles andere als ein bequemer Zeitgenosse war und deshalb auch seinen Spuren eher beschwerlich als gemütlich zu folgen ist. Aber von vorne...
Unsere Tour begann an der renommierten Hadassah-Klinik, einem Uni-Krankenhaus am Rande des Jerusalemer Stadtgebietes. Von den Krankenhausbauten umgeben wird eine kleine Synagoge. Für sie hat Marc Chagall zwölf weltberühmte Glasfenster gestaltet, welche die Söhne Jakobs zeigen.
Unterhalb des Krankenhauses liegt Ein Kerem malerisch in den judäischen Bergen.
Auf dem kurzen Wanderweg dufteten überall die wunderschönen Mandelblüten.
Die erste Kirche der Franziskaner auf unserem Weg steht an dem Ort, an dem die schwangere Maria ihre ebenfalls schwangere Verwandte Elisabeth besuchte.
Elisabeth begrüßt voll Freude Maria.
Daraufhin antwortet Maria mit dem Magnificat. An einer Wand finden sich zahlreiche Kacheln, die das Magnificat in den unterschiedlichsten Sprachen abbilden.
In der Kirche befindet sich auch der einstige Wohnraum der Elisabeth.
Für den marienfrommen Katholiken hält die Kirche einige Highlights bereit.
Hier die Hauptapsis der Kirche.
Etwas weiter in der Dorfmitte steht die sogenannte Marianquelle, heute von einer Moschee überbaut. An ihr soll Maria auf ihrem Weg zu Elisabeth gerastet haben.
die Marienquelle
Etwas oberhalb der Quelle liegt ein russisch-orthodoxes Kloster, dessen goldene Kuppeln in der Sonne leuchten.
Die zweite Kirche auf unserem Weg steht auf dem Ort, an dem die Geburt des Täufers lokalisiert wird.
St. Johannes
Auf die Geburt seines Sohnes antwortet Zacharias mit dem Benedictus. Hier wieder auf Kacheln und wieder in den unterschiedlichsten Sprachen.
die Geburtsgrotte des Täufers
Es erinnert sehr stark an Bethlehem;-)
Hic praecursor Domini natus est.
Bis hierhin hätte es ein supertoller Sonntagnachmittagsausflug werden können. Doch berauscht von den ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen entschlossen wir uns, am späten Nachmittag noch zu einer kleinen Wanderung aufzubrechen, zum Kloster St. Johannes in der Wildnis. Und es sollte wild werden.
Auf einem wunderschönen Wanderweg ging es unterhalb den Gebäuden der Hadassah-Klinik aus Ein Kerem heraus durch einen nach deutscher Heimat duftenden Nadelwald Richtung Kloster. Doch als es dunkel wurde, begann das Drama, unser ganz eigenes Biblio-Drama. Auf dem Weg zu St. Johannes in der Wildnis erfuhren wir das asketische Leben des Heuschreckenfressers und Kamelhaartragers am eigenen Körper. Und wie! Da kann jeder Religionspädagoge mit seinen erlebnispädagogischen Abenteuerspielchen einpacken! Wir tappten auf den Spuren Johannes des Täufers und die waren ziemlich ungemütlich:
In stockfinstrer Nacht ging es mitten durch das Dickicht. Der Weg mäanderte sich immer tiefer in ein Tal. Ab und zu verlor er sich völlig. Über Stock und Stein mussten wir uns vorkämpfen. Die Lichter der Zivilisation verschwanden immer weiter am Horizont. Die einzige Taschenlampe hatte nur noch für wenige Minuten Batterie. Hunde heulten, als die ersten Sterne zwischen den Tannennadeln glizerten. Wilde Hunde? Endlich lag vor uns eine Straße. Alle fünf Minuten kam ein Taxi vorbei. Die Taxifahrer waren aber nicht lebensmüde und nahmen keine vier dunkelgekleideten Wilden mit, die mitten im Nirgendwo aus dem Wald heraus winkten. Das einzige Handy hatte natürlich keinen Empfang. Am Fahrstreifen entlang ging es weiter Richtung Kloster. Rascheinem Auto, das rassend schnell mit blendendem Fernlicht entgegenkam, ausgewichen, schon war man in den Graben gefallen. Die Schürfwunden an der Handfläche und dem Knie werden wohl erst in ein paar Tagen verheilen. Eine Entscheidung musste her: Querfeldein ging es ohne Licht einfach bergauf. Die nächstgelegene Siedlung war unser Ziel, einfach Zivilisation anstreben.
Wo sind wir eigentlich?
auf dem Weg zurück in die Zivilisation
unsere Rettung: eine Bushaltestelle irgendwo im Nirgendwo
Keine Sorge: Wir sind wieder gesund und (fast) heil in Jerusalem angekommen. Den Weg Johannes' des Täufers nachzugehen, war trotz aller Anstrengungen ein unglaublich spannendes Abenteuer. In unserem eigenen Biblio-Drama durften wir am eigenen Leib erfahren, dass der Täufer nicht auf der bequemen und kunstvoll verzierten Marmorplatte seiner Geburtsgrotte liegen blieb, sondern sich aufmachte in die Wildnis. Das war kein einfacher und leichter Weg, sondern beschwerlich und gefährlich. Und dort in der Wildnis, am dunklen und kalten Ort, rief er die Menschen zur Umkehr auf.
Nach diesem Abenteuer des heutigen Abends bleibt mir nur noch, euch einen guten Start in die neue Arbeitswoche zu wünschen und dann sofort ins Bett zu kriechen! Viele Grüße aus Jerusalem, in dem jeder sein ganz eigenes Biblio-Drama erleben kann, Mobbi!;-)

Samstag, 26. Februar 2011

Wegweiser

Für den heutigen Blogeintrag habe ich mich von unserem Bundesminister der Verteidigung anregen lassen. Getreu dem Motto: "Warum immer nur selber schreiben? Es gab auch schon früher großartige Denker!" umschreibe ich die drei heutigen Bilder nicht mit eigenen Worten, sondern lasse den Psalmisten (Ps 25) zu Wort kommen.
Wegweiser 1
Wegweiser 2
Wegweiser 3
"Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, auf dich vertraue ich. Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren! Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden; zuschanden wird, wer dir schnöde die Treue bricht. Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade! Führe mich in deiner Treue und lehre mich; denn du bist der Gott meines Heiles. Auf dich hoffe ich allezeit. Denk an dein Erbarmen, Herr, und an die Taten deiner Huld; denn sie bestehen seit Ewigkeit. Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel! In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig. Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg. Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, die Gebeugten lehrt er seinen Weg. Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue denen, die seinen Bund und seine Gebote bewahren. Um deines Namens willen, Herr, verzeih mir; denn meine Schuld ist groß. Wer ist der Mann, der Gott fürchtet? Ihm zeigt er den Weg, den er wählen soll. Dann wird er wohnen im Glück, seine Kinder werden das Land besitzen. Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten; er weiht sie ein in seinen Bund. Meine Augen schauen stets auf den Herrn, denn er befreit meine Füße aus dem Netz. Wende dich mir zu und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und gebeugt. Befrei mein Herz von der Angst, führe mich heraus aus der Bedrängnis! Sie meine Not und Plage an und vergib mir all meine Sünden! Sieh doch, wie zahlreich meine Feinde sind, mit welch tödlichem Hass sie mich hassen! Erhalte mein Leben und rette mich, lass mich nicht scheitern! Denn ich nehme zu dir meine Zuflucht. Unschuld und Redlichkeit mögen mich schützen, denn ich hoffe auf dich, o Herr. O Gott, erlöse Israel aus all seinen Nöten!"

Damit sei der Weg geebnet für den morgigen Sonntag und den Start in die neue Woche! Wir werden voneinander hören, dann wieder mit meinen eigenen Worten! Mobbi;-)

Freitag, 25. Februar 2011

Apostola Apostolorum von der Reeperbahn

Diesen Ehrentitel, "Apostelin der Apostel", kennt Hippolyt von Rom für Maria Magdalena. Die alte Kirche hielt die erste Osterzeugin des Johannesevangeliums immer in großen Ehren. Für meinen heutigen Blogeintrag folge ich dieser altkirchlichen Tradition. Mehr noch: Ich identifiziere Maria Magdalena auch mit der Sünderin aus Lk 8, so wie es Ephräm oder Papst Gregor  taten. Ich weiß, dass die kritische Forschung diese These schon lange überwunden hat, aber für die Pointe meiner folgenden Gedanken ist Maria nochmals die sündige Prostituierte aus Magdala.
In Magdala durfte das Studienjahr nämlich exklusiv über die Ausgrabungen der Franziskaner stapfen. Ganz aktuell wird dort gegraben und eigentlich ist das Gebiet noch nicht zugänglich. Die nachfolgenden Fotos sind auch unerlaubterweise entstanden und zeigen die noch unfertigen Ausgrabungen.
die franziskanischen Ausgrabungen in Magdala
so sieht archäologische Arbeit aus
dieses Schild zeigt an: hier graben Franziskaner
In Magdala nun, dem Heimatort der jungen, schönen und anrüchig erotischen Maria am See Genezareth, wurde ein Hafen gefunden. Die Anlegestellen der Mole sind noch sichtbar. Gleich in der Nähe des Hafens wurden auch zahlreiche öffentliche Bäder entdeckt, mit Badeanlagen, Wandelgängen und Liegeräumen. Und nun geht die Fantasie mit mir durch.
Was befindet sich in der Nähe eines Hafens? Wo kommen Matrosen so weit und so lang von der Heimat entfernt für die Nacht unter? Wer tümmelt sich leichtbekleidet in den Vergügnungsetablissements gleich hinter dem Hafen? Ist Maria vielleicht doch die Prostitutierte aus St. Pauli in Magdala? Weiß jeder gleich über das Gewerbe der Frau Bescheid, wenn er hört: Maria aus Magdala?
Ok, ok... Ich höre auf, so wilde unwissenschaftliche Thesen in den Raum zu werfen, aber eine faszinierende Gestalt ist die Jüngerin Jesu allemal und ihre Heimatstadt Magdala scheint noch einiges unter der Erde verborgen zu halten.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende mit viel Sonne bei eisigen Termperaturen in Deutschland und viel Sonne bei sommerlichen Temperaturen in Jerusalem! Joachim

Donnerstag, 24. Februar 2011

Shopping!

Shoppen kann man in Jerusalem auf mindestens drei Arten:
1. in der Altstadt: Im Suq versuchen dir alle möglichen Händler ihre Ware anzupreisen. "Best quality! Best friend! Best price!" Die arabische Welt blüht innerhalb der Stadtmauern Jerusalems.
2. in der Neustadt: In der jüdisch geprägten Neustadt gibt es dann schon eher Läden, Shops und Cafés nach europäischem Vorbild! Der perfekte Rückzugsort, wenn man einmal vom Orient genug hat.
3. im Süden Jerusalem: Dort aber befindet sich die Malha Shopping Mall. Sie übertrifft sämtliche Dimensionen der Neustadt. Auf drei Etagen tummeln sich hunderte Geschäfte und Europa ist zum Greifen nahe.
die Malha Shopping Mall - und ja: es regnet in Jerusalem, aber heute durften wir schon wieder Sonnenschein genießen, der Frühling bricht sich unaufhaltsam Bahn
auf drei Etagen über 200 Shops
Und nun muss ich leider zugeben, dass ich auch in der Malha Mall nicht widerstehen konnte und zugeschlagen habe. Und schon wieder im Buchladen.
die "Kleine Raupe Nimmersatt" auf Hebräisch
Für den morgigen letzten Arbeitstag in dieser Woche wünsche ich euch noch viel Durchhaltevermögen und schon jetzt einen guten Start in das wohlverdiente Wochenende! Mal schauen, was sich in Jerusalem so zutragen wird, Mobbi!;-)

Mittwoch, 23. Februar 2011

Jetzt muss ich wohl Italienisch lernen!

Hier in der Heiligen Stadt findet zur Zeit die 25. Jerusalemer Buchmesse statt. Ganz international gibt sich die Messe, Austeller aus aller Herren Länder präsentieren ihre Klassiker und Neuerscheinungen. Auch Deutschland ist mit einem sehr ansehnlichen Stand vertreten.
auf der Jerusalemer Buchmesse
der deutsche Stand
Absolutes Highlight der Buchmesse war heute Abend ein einstündiges Gespräch mit Umberto Eco, dem Autor des berühmten Mittelalterromans "Der Name der Rose"! Und mein persönliches Highlight war, dass wir dabei sein konnten und den weisen und witzigen Worten des "professore Eco" lauschen durften.
Umberto Eco im Gespräch
Aber es kam sogar noch besser. Nach dem Interview stand Umberto Eco für eine kurze Autogrammstunde zur Verfügung. Leider saßen wir in einer der hintersten Reihen und hatten die Hoffnung auf eine Signatur schon aufgegeben. Aber dann konnten wir uns doch noch vordrängeln und eine Unterschrift erhaschen.
Eco umdrängt von Fans
Nun hatte es am deutschen Stand leider kein Exemplar von "Der Name der Rose" gegeben und so habe ich mich kurzerhand für die italienische Originalausgabe "Il nome della rosa" entschieden. Jetzt muss ich wohl Italienisch lernen!
der Schriftzug als Beweisfoto - wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig!;-)
Glücklich über den Verlauf des heutigen Abends blättere ich nun noch ein wenig im weltberühmten Bestseller - auch wenn ich kaum ein Wort verstehe!;-) Und damit grüße ich auch aus Jerusalem nach Deutschland, Joachim!

Dienstag, 22. Februar 2011

Wenn man einmal nicht über Religion im Heiligen Land schreiben möchte,...

...dann bleibt als andere Auswahlmöglichkeit eigentlich nur: Politik. Schnell aber merkt man, dass Religion und Politik in diesem Land wohl nicht zu trennen sind. Nach den beiden religionskundlichen Blogeinträgen der vergangenen beiden Tage soll heute der Fokus stärker auf den politischen Konflikt im Heiligen Land gelenkt werden. Doch wird dabei natürlich auch wieder die Religion eine sehr große Rolle spielen.
In Galiläa liegt irgendwo im Nirgenwo sehr idyllisch Bar'am. In Bar'am gibt es nicht nur folgende Synagoge, wahrscheinlich aus dem dritten Jahrhundert zu sehen:
die Synagoge in Bar'am
Dort finden sich aber auch die Ruinen eines Dorfes, von dem es in der Infobroschüre der "Israel Nature and National Parks Protection Authority" so schön heißt: "Until 1948, Bar'am was a Maronite Christian village. During the War of Independence (1948), the villagers were evacuated and the site is now under the management of The Israel Nature and National Parks Protection Authorithy." Was in zwei Sätzen so trocken und nüchtern erklärt wird, ist - gelinde ausgedrückt - ein Euphemismus für das, was in Bar'am und vielen Dörfen in seiner Umgebung wirklich geschehen ist. Die arabische, maronitisch-christliche (Und hier ist sie wieder, die Religion!) Bevölkerung Bar'ams wurde durch hintertückisches israelisches Militär aus ihrem Heimatdorf vertrieben. Heute stehen nur noch die Ruinen:
Gras wachst über die Ruinen von Bar'am
die ehemalige Kirche wird heute wieder genutzt
Wer wissen will, wie die Ereignisse um Bar'am wirklich abgelaufen sind, dem sei heute ein Literaturtipp ans Herz gelegt: "Und dennoch sind wir Brüder. Frieden für Palästina" von Elias Chacour. Der melkitische Erzbischof wuchs selbst in Bar'am auf und erzählt die Ereignisse deshalb aus erster Hand.
Damit wünsche ich euch eine gute Nacht und viel Durchhaltevermögen für die restliche Arbeitswoche! Viele Grüße aus Jerusalem, Joachim!

Montag, 21. Februar 2011

3 + 2

Gestern habe ich euch über die Drusen und ihr netten kleines Heiligtum berichtet. Heute möchte ich euch eine weitere Religion vorstellen, die in Israel ihre heiligen Stätten verehrt: die Bahai. Die Anhänger der Bahai vertreten eine Art Universalreligion. Adam, Abraham, Mose, Zarathustra, Krishna, Siddharta Gautama, Jesus Christus und Mohammed gelten unter anderem als Inkarnation Gottes. Ziel der Bahai ist die "Verbesserung des Menschengeschlechts" durch eine handlungsorientierte Ethik. Ihre eigentliche Gründergestalt ist Baha'u'llah: An seiner mit einer riesigen Gartenanlage ausgestalteten Grabstätte in Akko, zentraler Pilgerort für die bis zu acht Millionen Anhänger der Bahai, durften wir zu Gast sein. Daneben besitzen die Bahaigärten in Haifa einige Berühmtheit.
Soviel zur Theorie, kommen wir zur Praxis:
Ich kenne kaum einen Ort der gruseliger ist als dieser Garten! Alles ist penibelst geordnet, steril liegt strahlend weißer Flusskiesel auf den Wegen! Jedes Veilchen blüht im gleichen Orangeton! Die Hecken sind mit einem Winkel geschnitten worden! Jeder Baum - an keinem von ihnen hängt ein braunes Blatt - steht in einer strengen Reihe! Es riecht perfekt nach saftig grünem Gras! Zwei perfekte Menschen führen uns durch den Garten! Einfach Perfektionismus pur! Aber damit auch Sterilität pur! Man wagt es kaum zu atmen! Die Geordnetheit schnürt einem die Luft zum Atmen ab! Dass wir uns richtig verstehen: Die Bahai waren super freundliche Leute, aber dieser Ort und ihr Perfektionismus, Ausdruck ihres "betterment of mankind": Einfach nur gruselig...
mit dem Winkelmaß geschnittene Hecken
der Flußkiesel war so weiß, er reflektierte blendend die Sonnenstrahlen;-)
alles streng nach System angeordnet
Eingang zum Allerheiligsten: das Grab Baha'u'llahs
Wehe, jemand tanzt aus der Reihe!
die Bahai streben die Verbesserung des Menschengeschlechtes an; hier haben sie sich schon ihrer "perfekten" Ort geschaffen, ihr Paradies; da bleibt der faule Geschmack einer Selbsterlösungreligion
Als schließlich bei einer kurzen Filmvorführung der DVD-Player nicht funktkonierte, konnte mein innerer Jubel nicht größer sein: "Juhu, auch in dieser perfekten Welt gibt es Fehler!"
Deshalb wünsche ich euch heute einmal keinen perfekten nächsten Tag, sondern einen gewöhnlichen, langweiligen Arbeitstag, der aber trotzdem einige glückliche Momente kennt! Joachim;-)