Freitag, 3. Dezember 2010

Manchmal wird man von den Ostkirchen auch enttäuscht...

Während meiner langen und ausführlichen Berichterstattung über die Galiläaexkursion blieb die Zeit in Jerusalem natürlich nicht stehen. Viele neue Dinge haben sich hier mittlerweile schon wieder ereignet. Darunter ist überwiegend nur Grandioses, Schönes und Interessantes. Doch manchmal wird man hier auch enttäuscht! Und das auch noch von meinen geliebten Ostkirchen. Aber von vorne:
An der 4. Station der Via Dolorosa liegt eine armenisch-katholische Kirche, genau an der Stelle, an der Jesus auf dem Kreuzweg seiner Mutter begegnet sein soll.
erwartungsvoll kann man die Kirche betreten
Jesus begegnet seiner Mutter
hier sollen sie gestanden haben, der Mosaikboden weiß noch den genauen Standpunkt
Doch leider wird nicht armenisch zelebriert. Die armenisch-katholische Gemeinde beschränkt sich wohl auf zwei kleinere Familien. Dazu kommen der weiße Stevie Wonder, der auf der stilechten Hammond-Orgel armenische Kirchenlieder zum Besten gibt. Er ist verheiratet mit der weißen Tina Turner, die aus Leibeskräften inbrünstig mitsingt. Wichtig wird werden: Alle anwesenden armenisch-katholischen Gläubigen verstehen kein Wort Italienisch. Ganz im Gegenteil zum Priester, der plötzlich aus der Sakristei auftaucht und eine schnelle, franziskanische Messe in italienischer Sprache zelebriert. Er wiederum versteht allerdings kein Armenisch. Als schließlich eine junge Ordensschwester ans Ambo tritt und die Lesung auf Englisch vorträgt, ist die babylonische Sprachverwirrung perfekt. Einen armenischen Ritus haben wir dennoch nicht erlebt. Dafür muss ich das nächste Mal zu den armenisch-orthodoxen Feierlichkeiten gleich in meiner Nachbarschaft gehen...
Um das Riten-, Kirchen- und Sprachchaos noch zu vervollständigen, schauten wir auf dem Heimweg noch in der Grabeskirche vorbei. Dort waren übermotivierte Gläubige gerade dabei, die Auferstehungsädikula abzufackeln.
Kerzenopfer am Ort der Auferstehung
Doch darf man über Feuer in Israel zur Zeit keine Witze machen. Im Norden des Landes, nur wenige Meter von dort entfernt, wo wir noch im November unterwegs waren, wüten die schlimmsten Waldbrände in Israel seit jeher. Es gab schon mehrere Tote, internationale Hilfe wurde angefragt und zugesagt. Was das Land unbedingt braucht, ist Regen. Nach einem unglaublich heißen Sommer hat es diesen Winter noch nicht nennenswert geregnet. Wir können am 03. Dezember immer noch in kurzen Hemden und Sandalen durch die Stadt schlendern. Hoffen wir, dass bald ein Regenguss einsetzen wird und der Land wieder Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Morgen Abend wird es keinen neuen Blogeintrag geben, denn ich bin das Wochenende auf monastischer Exkursion unterwegs. Wir werden bei verschiedenen Gemeinschaften im Heiligen Land zu Gast sein. Darüber gilt es dann am Sonntag zu berichten. Bis dahin wünsche ich euch ein gesegnetes zweites Adventswochenende, Joachim!

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