Mittwoch, 15. Dezember 2010

Von heiligen Bergen

Das Studienjahr war wieder mal unterwegs. Und diesmal zu einem ganz besonderen Ziel. Der normalsterbliche Tourist wird das wohl nie zu Gesicht bekommen, was wir aufgrund unserer guten Beziehungen (Vitamin B;-) organisieren konnten. So brachen wir auf von unserem heiligen Berg Zion zu einem anderen ganz besonderen Berg...
Mitten in der West Bank liegt der Garizim. Die kleine Religionsgemeinschaft der Samaritaner, aus dem Judentum hervorgegangen, lokalisiert dort, auf ihrem Heiligen Berg, den Ort der wahren JHWH-Verehrung. Noch heute ziehen sie auf die Anhöhe hinauf, zu ihrem Tempel, der bereits im 2. Jh. v. Chr. zerstört wurde, um zu opfern.
die Ruinen des Tempels und auch einer Kirche, die auf dem Garizim standen
Am Fuß des Garizim wird traditionellerweise der Jakobsbrunnen lokalisiert. Das Johannesevangelium berichtet, dass Jesus auf seinem Weg von Galiläa nach Jerusalem dort einer samaritanischen Frau begegnet sei. Jesus charakterisiert sich in seinem Gespräch mit ihr selbst als das "lebendige Wasser".
unter der roten Kuppel verbirgt sich der Jakobsbrunnen
Zwischen dem Garizim und seinem Zwillingsberg, dem Ebal, erstreckt sich die biblische Stadt Sichem. Heute ist sie unter dem vor allem aus der Tagespresse bekannten Namen Nablus geläufig.
Nablus am Fuße des Garizim
In Nablus befindet sich das Flüchtlingslager Balata. 1950 errichtet handelt es sich heute um das größte Flüchtlingslager in der West Bank. Auf engstem Raum quetschen sich zwischen 20.000 und 40.000 Menschen zusammen, arabische Flüchtlinge die durch die israelischen Eroberungen ihre Heimat verlassen mussten. Damit gehört das Camp zu einem der dichtest besiedelten Orte der Erde. Die ganze Flüchtlingsproblematik in Israel ist viel zu komplex und kompliziert, dass ich sie hier ausfalten könnte, aber allein das Bild spricht schon Bände:
Balata
Man mag es Ironie des Schicksals nennen, vielleicht auch Grausamkeit oder Idiotie eines reichen Mannes. Der Reichste von ihnen in der West Bank hat nämlich an den Hängen des Garizim, gerade noch in Sichtweite zu Balata seine Latifundien errichtet und prächtig ausgestaltet:
das Privathaus des reichsten Manns in der West Bank
Mit diesem gegensätzlichen Eindrücken verabschiede ich mich in die kalte Jerusalemer Nacht! Ich wünsche euch eine gute restliche dritte Adventswoche! Viele Grüße, Joachim

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen