Freitag, 8. Oktober 2010

Tag 2 - Wadi Rum

Die erste Nacht unter freiem Himmel lag hinter uns. Beim allerersten Morgenlicht hieß es unbarmherzig: Aufstehen, Sachen packen, Tea and cookies und Abmarsch!
der Ort des ersten Nachtlagers
Sonnenaufgang
Der Marsch über den Sand war anstrengend. Die Füße versteiften und versuchten, sich vom weichen Grund abzustoßen. Doch immer wieder rutsche man weg, man bekam nicht richtig Halt. Deshalb musste man sich früher oder später die Gangart eines Kamels aneignen, um nicht allzu viele Kräfte zu verbrauchen.
die Wüste ist nicht völlig vegetationslos - sobald es auch nur einen Tropfen Wasser gibt, fängt sie an zu blühen
deshalb markieren Bäume, Palmen und anderes Grün oftmals Quellen
vor uns: die Weite des Wadi Rum
auch hinter uns: die Weite des Wadi Rum
und immer wieder erheben sich erfurchtseinflößend die Sandstein- und Granitberge
übrigens auch rechts von uns: die Weite des Wadi Rum;-)
dann und wann finden sich schonmal Jeepspuren im Sand
faule Pauschaltouristen, natürlich ohne Wasser und Sonnenschutz unterwegs, werden von diesen Jeeps in die Wüste gekarrt, laufen 10 Meter bis zur völligen Erschöpfung und kehren dann wieder in ihr klimatisiertes Hotel zurück - dann lieber Abenteurer!
So waren wir den ganzen zweiten Tag irgendwo und nirgendwo im Wadi Rum unterwegs. Welche Strecke wir zurückgelegt haben und wie viel Zeit wir dafür brauchten? Keine Ahnung! Das Strecken- und Zeitgefühl ging völlig verloren. Man lebt mit dem Rhythmus der Natur, mit dem Sonnenstand: beim ersten Sonnenlicht Aufbruch, in der Mittagsglut Siesta und bei Einbruch der Dunkelheit Lagerplatz einrichten!
Die Wüste ist ein lebensfeindlicher Ort, dennoch oder gerade deshalb besitzt sie eine atemberaubende Schönheit. Doch schon von so manchem hat die Wüste ihren Tribut gefordert:
dieses junge Kamel fiel der Unbarmherzigkeit der Wüstenhitze zum Opfer
die ausgetrocknete Haut spannt sich mumifiziert um die Knochen
gleichzeitig findet sich aber mitten im Sand auch neues Leben
Um nicht selbst wie das Kamel zu enden, mussten wir streng diszipliniert immer weiter marschieren. Die beeindruckenden Bilder rissen dabei nie ab.
Ausblick des Wüstenwanderers
eine kleine Karawane vor beeindruckender Kulisse
das geeignete Örtchen für eine Teepause
der Geruch von Freiheit
Und so ging es mit vielen Pausen im Schatten immer weiter vorwärts durch den brennend heißen Wüstensand. Ausreichend Trinkwasser sind dabei das A und O! Auch der Sonnenhut und die Sonnencreme darf nicht vergessen werden.
weitere Eindrücke aus dem Wadi Rum
durch Erosion gebildete bizarre Felsformationen
Geführt wurde unsere Gruppe von drei israelischen Guides: Daphna, Arnon und Erat. Sie trieben die Gruppe voran, boten interessante Zusatzinformationen zur Geologie oder Botanik und waren auch für die Versorgung mit Essen zuständig. Daphna und Arnon begleiten die Wüstenexkursionen des Studienjahres bereits seit vielen Jahren. Erat wurde sozusagen als ihr Nachfolger eingeführt.
Daneben muss noch Abdallah erwähnt werden. Als Beduine kennt er sich im Wadi Rum wie in seiner Westentasche aus und verdient seinen Lebensunterhalt eben als Touristenführer. Er hat uns die neun Tage durch Jordanien begleitet. Ebenso wie Tarek, unser polizeilicher Begleitschutz, der uns im Auftrag Jordaniens beschützte. Leider meist suboptimal ausgerüstet für die geplante Tour: oft nur mit Lederschuhen und ohne Schlafsack und Wasser unterwegs.
Tarek und Abdallah
Abdallah machte uns auch mit der "liebenswerten" Fauna des Wadi Rum bekannt. Unter anderem gab es da folgendes nettes Tierchen zu bewundern:
ein Skorpion zu Gast beim Mittagessen
Außerdem begleitete uns durchs Wadi Rum ein weiterer Beduine und sein Kamel "77":
77 kurz vor dem Nachtlager
Natürlich waren wir auch mit wissenschaftlichen Interesse im Wadi Rum unterwegs. Denn ziemlich häufig kann man dort auf nabatäische Inschriften stoßen. Die Nabatäer waren ein antikes Handelsvolk, auf die ich beim Bericht über die Felsenstadt Petra nochmal zu sprechen komme.
Kamele
Detailansicht
Unser zweites Nachtlager bezogen wir schließlich in der Nähe der Großen Düne, der größten Sandverwehung im Wadi Rum.
die Große Düne
Somit ging ein ereignisreicher und anstrengender zweiter Tag zu Ende. Und trotz Wüstentemperaturen wurden der Reißverschluss des Schlafsacks geschlossen... die Begegnung mit dem Skorpion besaß eine gewisse Nachhaltigkeit! ;-) Gute Nacht und bis morgen! Joachim

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