Freitag, 7. Januar 2011

Bethlehem...

...ist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda. Das wusste schon der Prophet Micha. Heute von einer hohen Sicherheitsmauer vom Rest der Welt abgetrennt, damals wohl ein verschlafenes Provinzstädtchen weit ab von den eigentlichen Machtzentren. Dort, ganz unscheinbar und leise, wurde Gott Mensch!
Aber zunächst: Ich bin zurück! Zurück aus einer Woche "Heimaturlaub" mit unserer Reisegruppe "Korre-Tours" und zurück aus dem Sinai bzw. von der Küste des Roten Meeres. Und damit kann heute Abend die Berichterstattung über die beiden Wochen Weihnachtsferien im Studienjahr beginnen. Am Anfang steht natürlich der Heilig Abend.
Alles hatte so ruhig und beschaulich begonnen. In weihnachtlicher Stimmung saßen wir Studienjahrler bei Tisch zusammen und genoßen den Beginn der Ferien. Noch vor 23 Uhr machten sich die Ersten Richtung Kirche auf, in einer Stunde sollte die Christmette beginnen.
noch ist sie leer
Da wir einen kleinen Chor gegründet hatten, der unter anderem auch den Kassenschlager "Transeamus usque Bethlehem" zum Besten geben sollte, nahmen wir auf der Empore neben der Orgel Platz. Die Dormitio lag in ihrem weihnachtlichen Festkleid ruhig vor uns. Es sollte die Ruhe vor dem Sturm werden.
Als um Punkt 23 Uhr die Pforten der Kirche geöffnet wurden, strömten Hunderte von Gästen in den Kirchenraum. Die meisten unter ihnen Juden, die einmal typisch deutsche Weihnachtsromantik miterleben wollen: also Glockenspiel, Stille Nacht und Zimbelstern der Orgel müssen sein!
"Liturgietourismus"
die Dormitio konnte die Menschenmenge kaum fassen
Nachdem sich der Zug der Ministranten und Zelebranten durch die Menschenmassen nach vorne in den Altarraum gekämpft hatte, begann die feierliche, zweistündige Christmette. Am Ende forderte unser Chor schließlich - wie bereits erwähnt - mit "Transeamus usque Bethlehem" zum Aufbruch nach Bethlehem auf, zur Krippe, zu dem Ort des Weihnachtsgeheimnisses.
unser Ziel in Bethlehem, schon in der Dormitio und überall auf der Welt vorweggenommen: die Krippe
Zwei Stunden Fußmarsch lagen vor uns, zügigen Schrittes ging es von Jerusalem Richtung Bethlehem. Nach dem leidigen Checkpoint begann die eigentliche Ortschaft Bethlehem. Hier sollte doch eigentlich die stille und heilige Nacht zu spüren sein. Doch leider hatte auch hier in den Straßen und Gässchen die kitschig-amerikanische Weihnachtsdeko Einzug gehalten. Danke Coca-Cola!
The streets of Bethlehem
Doch dann hatten wir unser Ziel erreicht. Gegen fünf Uhr morgens war der sogenannte Krippenplatz vor der Geburtskirche schon wieder leergefegt. Auch in der Geburtskirche selbst waren nur noch wenige Pilger unterwegs. Pünktlich zu unserer Ankunft schrie der Muezzin von seinem Minarett "Gott ist groß" herunter. Und dieser große Gott hat sich ganz klein gemacht, er wurde Mensch, in Bethlehem. Und an den Ort seiner Menschenwerdung durften wir in der Heiligen Nacht pilgern.
der Stern von Bethlehem
Mit diesem Auftakt zur Berichterstattung über meine Weihnachtsferien entlasse ich euch in die deutsche Nacht! Ich melde mich dann in bekannter Regelmäßigkeit morgen wieder! Viele Grüße aus Jerusalem, Joachim!

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