Mittwoch, 12. Januar 2011

Der romantischste Moment meines Lebens (Teil 2)

Nachdem in unserem Studienhaus nun das Internet wieder funktioniert, kann ich euch heute endlich nach einer spannenden Zeit des Wartens meine nervenaufreibende Geschichte um den Sonnenaufgang im Sinai aufbinden... äh... berichten. Dieser Blogeintrag könnte deshalb wohl auch den Titel tragen: Die Wahrheit über Kamele!
Gemeinsam mit Katharina, einer meiner liebsten Mitstudentinnen, hatte ich des Morgens Früh um halb 3 den Moseberg bestiegen und saß nun auf dem Horeb und wartete geduldig auf den beeindruckenden Sonnenaufgang. Was ich bisher verschwiegen habe, waren die Umstände, unter denen wir warten mussten:
1. In dieser Höhe und um diese Uhrzeit hat es wohl gefühlte eiskalte -20 Grad Celsius. Die Kälte kroch unaufhaltsam durch unsere warme Kleidung. Der Körper begann bereits, die unwichtigen Körperteile wie Nasenspitze, Fingerkuppen und Zehen absterben zu lassen.
die aufgehende Sonne bescheint das Sinaimassiv
2. Wir warteten auf den Sonnenaufgang beim Kamelrastplatz, bei dem schätzungsweise 50 Kamele auf faule Touristen aus Amerika, Nigeria und Korea warteten, um sie wieder vom Berg tragen zu dürfen. Auf dem Gipfel des Berges standen nämlich schätzungsweise 400 Gleichgesinnte, die alle den Sonnenaufgang betrachten wollten. Von idyllischer Einsamkeit also keine Spur.
eine trügerisch malerische Kulisse
3. Diese 50 Kamele machten aus ihrem Stoffwechsel kein Hehl. Und Kamelkot und -urin riecht dementsprechend. Außerdem lieben es Kamele wohl, sich gegenseitig anzupinkeln!
dabei schaut es so unscheinbar, das hinterhältige Kamel
4. Kamele sind Wiederkäuer. Und noch schlimmer als ihr Kot und Urin riecht der Mageninhalt von 50 Kamelen, der gerade genüsslich wiedergekäut wird.
Alle diese Umstände konnten mir aber den romantischsten Moment meines Lebens nicht zerstören. Ich konnte sie stillschweigend übergehen. Doch als plötzlich ein Kamel vor mir stand, wütend schnaubte, Schaum vor dem Mund hatte, als hätte es eine ganze Packung Ahoi-Brause auf einmal verschluckt, ich seine spitzen Eckzähne im Oberkiefer sah (wohl evolutionäre Rückstände der Verwandtschaft zum T-Rex) und mich schließlich 10 Beduinen umrannten und ins Haus zogen auf der Flucht vor dem "Babykamel, das nur spielen wolle", verwandelte sich der romantsiche Sonnenaufgang zur Nahtoderfahrung. Deshalb meine Botschaft an die Welt: Kamele tarnen sich als Pflanzenfresser, in Wirklichkeit aber haben sie es auf uns Menschen abgesehen! Nehmt euch also vor ihnen in Acht!
Um mein Gemüt und auch eures nun wieder zu entspannen gibts zum Abschluss noch zwei Bilder aus dem majestätischen Sinai. Damit wünsche ich euch weiterhin eine gute Woche und melde mich (inschallah - wenn das Internet weiterhin funktioniert) bald wieder, Joachim!
der Moseberg
an seinem Fuße das Katharinenkloster

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