Samstag, 5. Februar 2011

Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!

Erich Honecker spricht diesen Satz im August 1989. Keine drei Monate später wird die Mauer in Berlin fallen. Der DDR kamen nicht Ochs und Esel in die Quere, sondern die Menschen selbst, die im Chor "Wie sind das Volk" skandieren.
Warum nun dieser Ausflug in die deutsch-deutsche Geschichte? Zugegeben: Auch wenn die DDR seit gut 20 Jahren nicht mehr besteht, so hat doch der Sozialismus überlebt. Zum Beispiel auch hier in Israel, das zumindest in den Anfangsjahren seiner Staatsgründung eine sozialistische Ausrichtung hatte, bis es schließlich immer mehr europäisiert und amerikanisiert wurde.
Die Brennzellen des Sozialismus in Israel waren die sogenannten Kibbuzim. Ein Kibbuz ist eine ländlich-landwirtschaftlich geprägte Kollektivsiedlung, deren gemeinsames Eigentum der Arbeiter durch basisdemokratische Strukturen verwaltet wird. Heute bestehen noch ungefähr 270 Kibbuzim in Israel und in einem von ihnen, im Kibbuz Ketura mitten im Negev waren wir auf unserer Exkursion untergebracht. Dass in den Kibbuzim keineswegs ideologischer Staub von Marx und Engels, von Kolchose und Planwirtschaft auf den Einwohner klebt, beweist das Beispiel aus dem Kibbuz Ketura. In dieser landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft wird auf neueste Technologie gesetzt.
in diesen Kisten lagert (noch) modernste Technik: Photovoltaikplatten, die aus der Sonne der Wüste Strom produzieren, die aber auch Temperaturen von 50 Grad im Sommer standhalten müssen
hier wird mit der Hilfe von Siemens einer der größten Energieparks Israels entstehen, der eine Großstadt alleine mit Strom versorgen kann
außerdem bietet das Kibbuz ein Testfeld für Photovoltaikplattenentwickler: hier werden zur Zeit zwei Neuerungen gestestet, zum ersten soll es in Zukunft Platten geben, die auch auf der Rückseite mit Zellen besetzt sind, die Strom produzieren, weshalb die weiße Folie am Boden die Sonnenstrahlung reflektiert; zum zweiten soll es in Zukunft Fenster geben, die völlig unsichtbar Strom erzeugen
doch noch viel innovativer ist diese oberirdische Glasröhrenpipeline, die vom Kibbuz aus quer durch den Negev läuft: in ihr züchtet das Kibbuz orange Algen, die wegen ihrer Antioxidantien für unglaubliche Kilopreise von der Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie gekauft werden
doch das Kibbuz besitzt auch traditionelle Milchwirtschaft mit 600 Kühen; diese werden mehrmals am Tag aufgrund der Hitze abgeduscht; eine Kuh hat hier eine Milchleistung von 33 (!!!!!) Litern am Tag (meinen Recherchen zufolge liegt der Durchschnitt in der EU bei 18 Litern am Tag!!!!!;-)
Erich Honecker musste zwar den Fall der Mauer mitansehen, aber er wäre sicher, zumindest heimlich stolz auf dieses Kibbuz, das mit innovativen Technologien in die Zukunft schreitet. Es scheint, als habe die sozialistische Idee hier funktioniert.
Mit diesen tiefgründigen politischen Gedanken entlasse ich euch in eine schöne Samstagnacht und wünsche euch einen gesegneten Sonntag! Viele Grüße aus Jerusalem, Joachim!

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