Sonntag, 13. Februar 2011

Tag 3 - Harter Kreuzfahreralltag und Märchenschloss

Am dritten Tag unserer Kreuzfahrerexkursion standen zwei Burgen auf dem Programm. Beide spiegeln unterschiedliche Wahrnehmungen der Kreuzfahrerzeit wider. Da wäre zunächst Judein im heutigen Kibbuz Yehiam. Auf den römischen und byzantinischen Vorgängerbauten errichteten die Kreuzfahrer eine Burg, die vielmehr eine befestigte Farm war. Seit 1208 ging vor allem der Deutsche Orden hier auf der Burg der schweißtreibenden landwirtschaftlichen Arbeit nach. Der Kreuzfahreralltag war wohl alles andere als gemütlich. Hinzu kamen noch die ständigen Angriffe von muslimischer Seite. 1265 wurde die Burg schließlich von Sultan Baibars erobert und zerstört. Um 1738 wurde das Gerippe der Burg von einem beduinischen Scheich wieder ausgebaut und zu neuem Leben erweckt.
Überreste der Burg
Blick auf das Umland
aus etwas späterer Zeit stammt dieser Saal
"herbstlicher" Treppenabgang in ein byzantinisches Grab am Fuß der Burg
Aber wer will schon diese unbequemen Geschichten über die Kreuzfahrerzeit hören? In unseren Köpfen schwirren Bilder von romantischen Burgen in grünen Wäldern, auf denen edle Ritter um die Gunst der Burgfräulein buhlen und intrigante Kirchenmänner gegen senile Könige agieren, betrunkenes Fußvolk rauschende Feste feiert und Mönche in der Kapelle die Horen beten. Und natürlich bedient Israel auch diese Vorurteile und präsentiert uns die Burg Montfort. In den Bergen Galiläas liegt die Burg auf einem Felssporn nur wenige Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt. Montfort wurde wohl ebenfalls vom Deutschen Orden errichtet, höchstwahrscheinlich mit der Unterstützung deutscher Kreuzfahrer, die der Burg den Namen "Starkenburg" gaben. 1230 wurde für den Bau von Papst Gregor IX. ein Ablass verfügt, der die Fertigstellung der Burg bis 1240 beschleunigte. Schon oben erwähnter Sultan Baibars kommt 1266 Montfort noch nicht einnehmen, erst 1271 kapitulierte die Burgbesatzung nach fünfzehntägigem Katapultbeschuss und zog nach Akko ab. Das einstige Märchenschloss und Zentrum des Deutschen Ordens wurde verwüstet...
Montfort Märchenschloss
weils so schön ist, gleich nochmal
 Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Arbeitswoche und möchte diesen Blogeintrag schließen mit einem Ausschnitt aus einem Gedicht Joseph von Eichendorffs. Viele Grüße aus Jerusalem, Mobbi!

Auf einer Burg

Eingeschlafen auf der Lauer
oben ist der alte Ritter;
drüber gehen Regenschauer,
und der Wald rauscht durch das Gitter.

Eingewachsen Bart und Haare,
und versteinert Brust und Krause,
sitzt er viele hundert Jahre
oben in der stillen Klause.

Draußen ist es still und friedlich,
alle sind ins Tal gezogen,
Waldesvögel einsam singen
in den leeren Fensterbogen.

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