Samstag, 5. März 2011

Die Wüste: eine Stadt!

Jüdische, muslimische und vor allem christliche Pilger strömen seit jeher ins Heilige Land, um in der Heiligen Stadt die heiligen Orte zu besuchen. Laut, umtriebig und chaotisch geht es dabei in den Gassen Jerusalems zu. Die Massen quetschen sich durch den arabischen Markt. Jeder versucht jeden an skurrilen Frömmigkeitsformen zu überbieten. Kann man als Mönch, sein Leben ganz dem Dienst Gottes geweiht, in diesem Getümmel überhaupt Ruhe zum geistig-geistlichen Leben finden.
Das Problem stellt sich nicht erst, seit es moderne Reiseunternehmen mit speziellen Pilgerprogrammen gibt. Schon in der Antike zog es christliche Mönche aus dem Getümmel der Stadt in die Einsamkeit der Wüste. Die Nähe zu den heiligen Orten und die Ruhe der judäischen Wüste zogen sie zu Tausenden an. Die Bevölkerunsgdichte in der Wüste nahm so stark zu, dass sie selbst zu Stadt wurde. Einer der Ersten, vielleicht der Erste, war Chariton. Er gründete um 330 eine Einsiedelei im Wadi Qelt zwischen Jerusalem und Jericho. Schon bald schlossen sich im Schüler an. Die Mönche lebten einsam in ihren je eigenen Höhlen und trafen sich nur sonntags in der zentralen Gemeinschaftskapelle. Diese Organisationsstruktur zwischen Eremitentum und Koinobitentum nennt man Laura, Charitons Gründung trägt den Namen Laura Pharan.
am ursprünglichen Ort der Laura Pharan steht heute ein russisches Kloster
Laura bedeutet eigentlich Pfad; von den Höhlen der einzelnen Mönche schlängeln sich Pfade zur zentralen Kirche
solche Höhlen bewohnten die Mönche
im unwegsamen Gelände suchten die Mönche die Einsamkeit
die Überreste einer alten griechischen Kirche an diesem Ort
Einer der Meisterschüler Charitons war Euthymius, einer der größten Mönchsväter in der judäischen Bergwüste. Auf seinem Grab wurde ein Kloster errichtet, dessen Reste heute noch besucht werden können, auch wenn sie mitten in einem Industriegebiet liegen.
die Überreste des Euthymius-Klosters
von den einzelnen Mönchszellen ist nicht mehr sehr viel übrig
der Mosaikboden der Kirche hingegen ist sehr gut erhalten
das Grab des Euthymius
Ich wünsche euch ein weiterhin schönes Wochenende, einen gesegneten Sonntag und einen guten Endspurt durch die Faschingssaison! Viele Grüße aus Jerusalem, Joachim!

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