Sonntag, 27. März 2011

Ein kurzer Abstecher nach Äthiopien

Immer wieder sonntags haben wir uns aufgemacht und die verschiedensten christlichen Gemeinschaften der unterschiedlichsten Kirchen mit den diversesten Riten besucht. Zum Abschluss unserer Besuche stand heute mein persönlicher Höhepunkt auf dem Programm: die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche.
Eingang zur Kirche
Äthiopien zählt zu den ältesten Staaten mit christlicher Prägung. Das Christentum in seiner vorchalcedonensischen, sogenannten miaphysitischen Form verbreitete sich bereits sehr früh. Lange Zeit stand die äthiopische Kirche in starker Abhängigkeit zu den Kopten in Ägypten, erst 1950 wurde die offizielle Unabhängigkeit festgestellt. Trotz der Bestimmung durch die Kopten haben sich im Ritus der Äthiopier einige Eigenheiten erhalten, die auf starken semitischen Einfluss schließen lassen. Viele dieser Eigenarten erscheinen dem westeuropäischen Christen eher ungewohnt. So betritt man die mit Teppichen ausgelegte Kirche immer barfuß, Frauen und Männer sind getrennt, der Gottesdienst wird im Stehen gefeiert. Die Gläubigen stützten sich für die dreistündige, anstrengende Liturgie auf kunstvoll bemalte Holzstecken. Immer wieder werfen sie sich für die Proskynese auf den Boden. Liturgiesprache ist Ge'ez, aber erinnert mich bloß nicht an meine verzweifelten Versuche, mir die Buchstaben anzueignen. Doch am ungewöhnlichsten, aber auch schönsten, sind wohl die liturgischen Gesänge.
die Männer in der Liturgie
liturgische Gesänge während der Liturgie
liturgischer Gesang zum Abschluss der Liturgie

Charakteristische Form für den Kirchenbau ist die Rundkirche. Das Allerheiligste in der Kirche ist nochmal durch einen quadratische Bau besonders abgegrenzt. Darin steht der Altar auf dem die hölzerne Nachbildung der Gesetzestafeln aus dem Sinai liegt. Die Äthiopier beanspruchen nämlich für sich die Tradition der Bundeslade, die von König Salomons Sohn Menelik nach Aksum gebracht bis heute dort verehrt wird.
die äthiopische Kirche in Jerusalems Neustadt
im Innern der Kirche
Dachstruktur des Allerheiligsten
Damit wünsche ich euch noch einen schönen Fastensonntag und verabschiede mich aus Jerusalem. Falls sich der eine oder andere wundert, warum ich heute schon so früh meinen Blogeintrag online stelle: Heute Abend steht ein weiteres Highlight an. In der Dormitio wird die Bach'sche Johannespassion aufgeführt. In Vorfreude schicke ich viele Grüße nach Deutschland und wünsche euch einen guten Start in die neue Arbeitswoche, Joachim!

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